
The True Story and Description of a Country of Naked, Ferocious and Anthopophage Savages Situated in the New World America (Die wahre Geschichte und Beschreibung eines Landes von nackten, wilden und menschenfeindlichen Wilden in der Neuen Welt Amerika) war eines der meistveröffentlichten Bücher über die Neue Welt während des XVI Jahrhunderts. Die Geschichte des Abenteuers des jungen Hans Staden, seiner Gefangenschaft beim Stamm der Tupinamba im alten Brasilien, enthält alle Elemente der damals aufkommenden Reiseliteratur, die die Träume der alten Welt vom Exotischen nährte.
Und was noch besser ist: Es profitiert von seiner eigenen Authentizität, da es aus der direkten Beobachtung des Autors stammt. Staden schreibt über seine Abenteuer, bietet dabei aber auch ethnografische Daten aus erster Hand von großem Wert. Am reizvollsten und zugleich abstoßendsten für den europäischen Leser ist zweifellos die Beschreibung der blutigen anthropophagen Rituale, die auf das zivilisierte Publikum eine sichtbare Faszination ausübten.
Das brasilianische Spektakel, das in den Holzstichen der Ausgabe von 1547 dargestellt ist, wurde von dem Kupferstecher Theodore de Bry in farbige Bilder umgesetzt. Das Heraufbeschwören eines so unterschiedlichen kulturellen Universums lässt einen über das Paradoxon der menschlichen Natur nachdenken: Manchmal scheinen die bösen Wilden mehr menschliche Qualitäten zu haben als die zivilisierten Westler.
In dieser vollfarbigen Ausgabe hat Prof. Jean-Paul Duviols vergleicht die Holzstiche der Erstausgabe von Staden mit den späteren stilisierten Farbdarstellungen von De Bry, ein Vergleich, der deutlich macht, wie die westliche Welt die von Staden vermittelten Basisinformationen interpretiert hat.