Bewertung:

Das Buch „Managed by the Markets“ von Gerald Davis bietet einen umfassenden Überblick darüber, wie die Finanzmärkte die amerikanische Gesellschaft im letzten Jahrhundert umgestaltet haben. Anhand einer gut recherchierten historischen Analyse untersucht er den Übergang von einer unternehmenszentrierten Wirtschaft zu einem finanzgetriebenen Modell und hebt dabei bedeutende Veränderungen in der Unternehmensführung, in den Beziehungen zu den Arbeitnehmern und in den gesellschaftlichen Werten in Bezug auf Vermögen und Investitionen hervor. Davis warnt vor den Folgen der Betrachtung von persönlichen Beziehungen und Vermögenswerten als bloße Investitionen und stellt die Frage, ob diese Perspektive nachhaltig oder wünschenswert ist.
Vorteile:⬤ Informativer und umfassender historischer Überblick über die Finanzmärkte und ihre gesellschaftlichen Auswirkungen.
⬤ Gut recherchiert, mit theoretischer und empirischer Fundierung.
⬤ Spannende Einblicke in die Unternehmensführung und die Entwicklung von der Produktion zur Finanzialisierung.
⬤ Zugänglicher Schreibstil, der auch Leser ohne Finanzwissen anspricht.
⬤ Nachdenklich stimmende Fragen zu gesellschaftlichen Werten und persönlichen Beziehungen.
⬤ Einige Leser empfanden den Text als trocken und stellenweise repetitiv.
⬤ Einige Themen werden nur kurz angeschnitten, bei anderen, wie z. B. bestimmten historischen Ereignissen, fehlt es an Tiefe.
⬤ Einige Argumente wirken zu allgemein oder nicht ganz schlüssig.
⬤ Einige Leser könnten die Sichtweise des Autors auf die Kapitalmärkte gegen die Prinzipien des freien Marktes gerichtet finden.
(basierend auf 35 Leserbewertungen)
Managed by the Markets: How Finance Reshaped America
In den letzten Jahren wurden wir von einer Reihe wirtschaftlicher Erschütterungen heimgesucht, die sich alle um das Finanzwesen zu drehen schienen. Und die jüngste, die amerikanische Hypothekenkrise, hat Schockwellen um die Welt geschickt. Managed by the Markets, das 2010 mit dem George R. Terry Book Award ausgezeichnet wurde, bietet eine erhellende Darstellung, wie das Finanzwesen in den letzten drei Jahrzehnten das produzierende Gewerbe im Zentrum der amerikanischen Wirtschaft abgelöst hat, und erklärt, wie das neue finanzzentrierte System funktioniert, wie es dazu kam und welche Herausforderungen vor uns liegen.
Seit den frühen 1980er Jahren, so zeigt Gerald F. Davis, sind Finanzen und finanzielle Erwägungen immer mehr in den Mittelpunkt gerückt und haben die amerikanische Gesellschaft dramatisch umgestaltet. Unternehmen konzentrieren sich heute vorrangig auf die Schaffung von Shareholder-Value, während ihre Personalpolitik keine sicheren Arbeitsplätze, keine wirtschaftliche Mobilität, keine Krankenversicherung und keine Altersversorgung mehr bietet. Stattdessen müssen die Mitarbeiter zu freien Aktionären werden, die ihrem eigenen Schicksal überlassen sind. Das Bankwesen hat sich von der traditionellen Rolle der Entgegennahme von Einlagen und der Vergabe von Krediten hin zu einer weit verbreiteten "Verbriefung" verlagert, bei der Kredite (wie Hypotheken oder Unternehmensschulden) in Anleihen umgewandelt werden, die institutionellen Anlegern gehören. Die Finanzdienstleistungsbranche ist einerseits stärker auf große Banken und Investmentfonds konzentriert, andererseits aber auch stärker auf nicht regulierte Spezialisten wie Hypothekenfinanzierungsgesellschaften und Hedgefonds verteilt. Und die Staaten agieren zunehmend als "Verkäufer" auf einem globalen Marktplatz des Rechts, indem sie Firmen wie Nike nacheifern und Auftragnehmer mit einem Großteil der Regierungsarbeit beauftragen.
Infolgedessen ist das Wohlergehen von Einzelpersonen und Haushalten so stark wie nie zuvor an den Aktien- und Hypothekenmarkt gebunden. Und die Turbulenzen der letzten Jahre unterstreichen deutlich die Gefahren einer zu starken Abhängigkeit von den Finanzmärkten. Diese brillante Studie, die im Geiste von C. Wright Mills' eindringlichen Werken The Power Elite und White Collar geschrieben ist, liefert eine unschätzbare Karte der finanzgetriebenen amerikanischen Gesellschaft.