Bewertung:

Die Rezensionen spiegeln eine gemischte Rezeption des Buches wider. Sie loben die Einblicke in die deutsche Gesellschaft vor dem Nationalsozialismus und die Wurzeln des Antisemitismus, kritisieren aber gleichzeitig die Darstellung der Deutschen und die vorgebrachten Argumente. Viele finden es anregend und informativ, aber einige halten es für parteiisch und unausgewogen.
Vorteile:Das Buch ist gut recherchiert und bietet eine fesselnde Darstellung der sozioökonomischen Dynamik, die zum Antisemitismus in Deutschland führt. Es wird für seine gute Lesbarkeit, seine logischen Argumente und seine aufschlussreiche Analyse der Weimarer Republik und der Faktoren, die zum Holocaust beitrugen, gelobt. Die Übersetzung wird als gut bezeichnet, und der Autor wird für seinen innovativen Ansatz und sein Einfühlungsvermögen sowohl gegenüber Juden als auch Deutschen gelobt.
Nachteile:Kritiker sind der Meinung, dass das Buch die Deutschen als vereinfacht und stumpfsinnig darstellt und die Komplexität der deutschen Gesellschaft zu jener Zeit untergräbt. Einige sind der Meinung, dass es den Antisemitismus zu sehr auf Neid zurückführt, ohne andere historische Faktoren angemessen zu berücksichtigen oder eine gründliche Analyse zu liefern. Außerdem gibt es Beschwerden über verwirrende politische Abschnitte und eine schlecht ausgeführte Übersetzung in einigen Ausgaben. Einige Rezensenten bezeichnen das Buch als parteiisch oder einseitig.
(basierend auf 42 Leserbewertungen)
Why the Germans? Why the Jews?: Envy, Race Hatred, and the Prehistory of the Holocaust
Eine provokative und aufschlussreiche Analyse, die ein neues Licht auf eines der rätselhaftesten und historisch beunruhigendsten Rätsel wirft
Warum die Deutschen? Warum die Juden? Zahllose Historiker haben sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt, aber nur wenige haben so originelle und aufschlussreiche Antworten gefunden wie der deutsche Historiker Götz Aly, ein Außenseiter. Indem er die Vorgeschichte des Holocaust von den 1800er Jahren bis zur Machtübernahme der Nazis im Jahr 1933 nachzeichnet, zeigt Aly, dass der deutsche Antisemitismus - in einem bisher übersehenen Ausmaß - zu einem großen Teil von materiellen Bedenken und nicht von rassistischer Ideologie oder religiöser Feindseligkeit angetrieben wurde. Als Deutschland die Umwälzungen der industriellen Revolution durchlebte, standen die Schwierigkeiten der lethargischen, wirtschaftlich rückständigen deutschen Mehrheit in deutlichem Kontrast zum sozialen und wirtschaftlichen Erfolg der agilen jüdischen Minderheit. Dieser Erfolg weckte Neid und Angst in der nichtjüdischen Bevölkerung und bildete einen fruchtbaren Boden für die mörderische Politik der Nazis.
Überraschenderweise und kontroverserweise zeigt Aly, dass die Wurzeln des Holocausts eng mit den deutschen Bemühungen um mehr soziale Gleichheit verknüpft sind. Die Umverteilung des Reichtums von den Wohlhabenden zu den weniger Glücklichen war in vielerlei Hinsicht ein lobenswertes Ziel, insbesondere in einer Zeit, in der viele in Armut lebten. Doch als der Gedanke der materiellen Gleichheit die öffentliche Vorstellungskraft beherrschte, wurde die qualifizierte, gut ausgebildete jüdische Bevölkerung als jemand angesehen, der mehr als seinen gerechten Anteil hatte. Alys Darstellung dieser verhängnisvollen sozialen Dynamik eröffnet einen neuen Blickwinkel auf das größte Verbrechen der Geschichte und wird sicher noch jahrelang für hitzige Debatten sorgen.