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What does it mean to be human in the aftermath of historical trauma?: Re-envisioning The Sunflower and why Hannah Arendt was wrong
Was bedeutet es, nach einem Massentrauma und Gewalttaten ein Mensch zu sein? Wenn Opfer und Täter von schweren Menschenrechtsverletzungen im selben Land und manchmal sogar als Nachbarn leben, welche Strategien können dem Einzelnen und der Gemeinschaft helfen, mit dem Trauma so umzugehen, dass die Würde der Opfer wiederhergestellt wird und die Täter für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden können? Der vorliegende Aufsatz geht diesen Fragen nach.
Erörtert werden Beispiele für Versuche, nach Massentraumata und Gewalttaten Orte des Zuhörens und der moralischen Reflexion zu schaffen und den schwierigen Prozess des Dialogs auf gemeinschaftlicher und individueller Ebene einzuleiten. Es wird argumentiert, dass die Wiederherstellung menschlicher Bindungen nach einem historischen Trauma ein neues Vokabular der Re-Humanisierung erfordert.
Diese neue Art des Menschseins erfordert einen "reparativen Humanismus", der den Horizont einer Ethik der Fürsorge im Interesse einer transformierten Gesellschaft eröffnet. Anhand von Beispielen aus zwei Quellen wird die Idee einer "Ethik der Fürsorge" erörtert. Erstens werden Erkenntnisse aus der südafrikanischen Wahrheits- und Versöhnungskommission (TRC) diskutiert, um zu zeigen, wie die Arbeit der TRC dialogische Räume ermöglichte, in denen neue Subjektivitäten in der Begegnung zwischen Opfern/Überlebenden und Tätern entstanden.
Zweitens befasst sich der Aufsatz mit einer Neuinterpretation von Simon Wiesenthals Buch The Sunflower als einer Geschichte, die nach wie vor die Frage aufwirft, wie man nach den unsäglichen Verbrechen gegen die Menschlichkeit wieder ein Gefühl für das Menschsein entwickeln kann. Der Essay schließt mit einer kritischen Reflexion über die Verantwortungsethik von Emmanuel Levinas als wichtige Vision für Gesellschaften, die sich mit einer gewalttätigen und traumatischen Vergangenheit auseinandersetzen.