
What Man Has Made Of Man
Was der Mensch aus dem Menschen gemacht hat. INHALT: EINLEITUNG ix AUTOREN VORWORT xvii VORLESUNG i. DER BEgriff der Wissenschaft in der modernen Welt 3 VORLESUNG 2. DIE STELLUNG DER PSYCHOLOGIE IN DER PHILOSOPHIE UND UNTER DEN NATURWISSENSCHAFTEN 31 VORTRAG 3. DIE GESCHICHTE DER PSYCHOLOGIE 61 VORTRAG 4. PSYCHOANALYSE ALS PSYCHOLOGIE 94 ZUSÄTZLICHE ANMERKUNGEN 124 EPILOG 235 VERZEICHNIS DER WICHTIGSTEN ANMERKUNGEN 245 vu EINFÜHRUNG VON DR. FRANZ ALEXANDER. Es ist ungewöhnlich, eine Einleitung zu einem Buch eines Autors zu schreiben, dessen Schlussfolgerungen, Herangehensweise an seine Probleme und seine gesamte Sichtweise denen des Autors der Einleitung diametral entgegengesetzt sind. Warum habe ich dann Herrn Adlers Vorschlag angenommen, eine Einleitung zu seinem Buch zu schreiben, und warum hat Herr Adler mich darum gebeten, sind beides Fragen, die einer Erklärung bedürfen. Die Umstände, unter denen diese vier Vorträge entstanden sind, werden diesen Sachverhalt erhellen. Da ich lange Zeit in der psychoanalytischen Lehre und in klinischen Studien tätig war, gelangte ich allmählich zu der Überzeugung, dass in diesem wie in anderen Bereichen, in denen die Studenten ein hochgradig standardisiertes technisches Verfahren anwenden und hauptsächlich in die minutiöse Beobachtung von Fakten vertieft sind, kurz gesagt in allen vornehmlich empirischen Bereichen, die Studenten dazu neigen, die Perspektive auf ihre eigene Arbeit zu verlieren. Diese Überzeugung geht auf die frühen Tage zurück, die ich als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Physiologie in einem Versuchslabor verbracht habe.
Dort lernte ich zum ersten Mal die charakteristische Mentalität der modernen wissenschaftlichen Forschung kennen. Dort lernte ich die Sitten und Tugenden der modernen Forschung kennen und erkannte zum ersten Mal die Gefahr, die dem wissenschaftlichen Mitarbeiter der heutigen Zeit droht. Diese Gefahr ist nicht auf die wissenschaftlichen Laboratorien beschränkt, sie ist ein allgemeines Problem der heutigen Zeit. Der Mensch, der Erfinder der Maschine, ist zum Sklaven der Maschine geworden, und der Wissenschaftler ist durch die Entwicklung hochentwickelter Untersuchungsmethoden nicht mehr Herr, sondern Sklave seiner Laborausrüstung. Es hat eine extreme Spezialisierung des Interesses und eine Mechanisierung der Tätigkeit stattgefunden, und es hat sich ein Skotom für das Wesentliche entwickelt, ein naiver Glaube an die magische Allmacht bestimmter technischer Verfahren, der zu einem routinemäßigen, oft sterilen Versinken in Details führt, ohne Interesse an oder Verständnis für größere Zusammenhänge. Es ist nicht übertrieben zu sagen, dass in vielen wissenschaftlichen Zentren nicht das Interesse an bestimmten grundlegenden Problemen, sondern der zufällige Besitz eines neuen Gerätes die Forschungsarbeit lenkt, eine neue Labortechnik eingeführt wird, die sich wie eine Anzeige in allen Laboratorien ausbreitet und dann überall Probleme ausgewählt werden, die mit dieser neuen Technik oder diesem Gerät angegangen werden können. Das wissenschaftliche Interesse an den Grundlagen geht verloren, die Forschung wird mehr oder weniger willkürlich von den technischen Möglichkeiten diktiert, die den Arbeitern zur Verfügung stehen.
Diese Haltung muss zwangsläufig zu jener Karikatur der wissenschaftlichen Ethik führen, die alles misstrauisch betrachtet, was Vernunft und nicht nur Beobachtung voraussetzt, und die Theorien, um nicht zu sagen Hypothesen, die noch nicht bewiesen sind, verachtet. Es herrscht eine naive Verehrung der reinen Fakten, die ohne Leitgedanken gesammelt werden. Die Psychoanalyse ist ein hochgradig empirisches Gebiet, in dem der Student einer extremen Vielfalt von Beobachtungen und in gewissem Sinne einzigartigen Fakten ausgesetzt ist, da jeder Patient eine einzigartige Kombination gemeinsamer Elemente aufweist. Heute erlebt der psychoanalytische Kliniker eine gesunde Reaktion gegen die gegenwärtige Fülle von Theorien und Verallgemeinerungen. Er ist dabei, die Mentalität des Naturwissenschaftlers anzunehmen und übernimmt alle Tugenden und Schwächen unserer Ära der Laborforschung. Wie seine anderen klinischen Kollegen verwendet auch er eine hochgradig standardisierte und verfeinerte Technik, zahlt aber einen hohen Preis für sein technisches Geschick. Er verliert allmählich die Perspektive und das richtige Urteilsvermögen hinsichtlich der Gültigkeit und der Grenzen seiner Technik und seiner wissenschaftlichen Arbeit im Allgemeinen...