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Far Country: Scenes from American Culture
Der einflussreiche und umstrittene Kritiker bringt die Literaturgeschichte aus dem Klassenzimmer in die Öffentlichkeit
Auf dem Gebiet der Literaturgeschichte und -theorie ist Franco Moretti ein Synonym für Innovation. Als Mitbegründer des Stanford Literary Lab brachte er quantitative Methoden in die Erforschung des Romans ein und ermöglichte eine "entfernte" Lektüre, bei der die literarische Produktion über Jahrhunderte hinweg mit Hilfe von Berechnungen analysiert wurde. Gleichzeitig unterrichtete er aber auch Studenten in der Literaturgeschichte. Wie man Moretti kennt, überrascht es nicht, dass er den Kurs nicht auf die übliche Weise unterrichtete: ein Autor nach dem anderen, in einer langen, ununterbrochenen Kette. Stattdessen legte er seinen Studenten ein unregelmäßiges Schachbrett vor, das zu seltsam war, um als selbstverständlich angesehen zu werden. Die Literaturgeschichte war zu einem Problem geworden, und er bot eine Lösung an.
In Far Country holt Moretti diese Vorlesungen aus dem Klassenzimmer und lässt uns an der Leidenschaft und Begeisterung teilhaben, die aus radikaler Kritik entsteht. Frei von Genrezwängen stellt Moretti Whitman und Baudelaire, den Western und den Film Noir, ja sogar Rembrandt und Warhol nebeneinander und beleuchtet sie durch ihren Gegensatz. Unter seiner Anleitung erleben wir den Prozess der Transformation - die Erdbeben, die das "Wie" der künstlerischen Form erschütterten - und beginnen, eine neue Sicht auf die amerikanische Kultur zu entwickeln.
Far Country ist ein kritischer Blick auf die Entwicklung der kulturellen Hegemonie Amerikas, der in seinen Schlussfolgerungen provokativ ist.