Bewertung:

Das Buch ist eine poetische und tief eindringliche Erkundung von Tod und Sterblichkeit in einem ländlichen österreichischen Dorf, die sich durch das Fehlen einer traditionellen Handlung und einer ausgefeilten Charakterentwicklung auszeichnet. Es bietet lebendige Bilder und eine sich wiederholende, gesangsartige Struktur, die die zahlreichen Todesfälle in der Gemeinde hervorhebt. Während die Übersetzung für ihre Stiltreue gelobt wird, sind die schweren Themen möglicherweise nicht für alle Leser geeignet.
Vorteile:⬤ Hervorragende Übersetzung, die die Feinheiten des Originals einfängt
⬤ Lebendige, poetische und kraftvolle Prosa
⬤ Emotional beeindruckende Bilder
⬤ Gut produziertes Buch mit hochwertigem Papier und guter Typografie
⬤ Einzigartige Erzählstruktur, die an ein kumulatives Lied erinnert.
⬤ Fehlt eine traditionelle Handlung und Charakterentwicklung
⬤ kann für manche Leser zu intensiv und emotional erschöpfend sein
⬤ möglicherweise unangemessene zeitgenössische Amerikanismen in der Übersetzung
⬤ das Thema Tod ist möglicherweise nicht für Menschen in einem depressiven Zustand geeignet.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
When the Time Comes
In den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg wirft ein Mann eine Statue des gekreuzigten Christus über einen Wasserfall. Später, in Hitlers Schützengräben, verliert er seine Arme durch eine feindliche Granate.
Auf einem Gemälde des Pfarrers, das auf einem Kalvarienberg an der Stelle angebracht ist, an der sich die beiden Straßen des kreuzförmigen Dorfes treffen, ist der Gotteslästerer inmitten der Flammen der Hölle zu sehen, schreiend im Todeskampf, angeführt vom Satan, der ihm einen Becher mit Galle in den offenen Mund gießt. So beginnt Wenn die Zeit kommt, Josef Winklers Chronik des Lebens auf dem Lande in Österreich, die in Form eines Nekrologs geschrieben ist und das verhängnisvolle Schicksal einer Gemeinde durch ihre Selbstmorde und tragischen Todesfälle nachzeichnet, unterbrochen von der Beschwörung des Knochenkochs, dessen zähflüssiges Gebräu auf die Gesichter der Arbeitspferde gemalt ist, und den eindringlichen Strophen der „Litaneien des Satans“ von Baudelaire.
In einer hypnotischen, beschwörenden Prosa, die mal an Homer, mal an die katholische Liturgie, mal an die Benennung der Generationen im Buch Genesis erinnert, ist When the Time Comes eine schonungslose Sezierung des pastoralen Romans und legt die Korruption in seinem Herzen offen. In der Tradition seiner Landsleute Peter Handke und Elfriede Jelinek schreibend, aber in seiner Unerbittlichkeit und ästhetischen Radikalität vielleicht noch weiter gehend, ist Josef Winkler einer der bedeutendsten europäischen Autoren der Gegenwart.