
Xala (1974) des bahnbrechenden senegalesischen Regisseurs Ousmane Sembene wurde bei seinem Erscheinen für seine scharfe Kritik an der postkolonialen afrikanischen Gesellschaft gefeiert und festigte Sembenes Status als eine völlig neue Art von politisch engagiertem, panafrikanischem Autorenfilmer. Im Mittelpunkt steht die Geschichte des Geschäftsmannes El Hadji und der Ohnmacht, die ihn nach der Heirat mit seiner jungen dritten Frau befällt. Xala fängt den kulturellen und politischen Umbruch im Senegal der 1970er Jahre eindringlich ein und zeigt gleichzeitig das radikale Potenzial von Dissens, Solidarität und kollektivem Handeln, verkörpert durch El Hadjis Studententochter Rama und die Gruppe der städtischen „Unerwünschten“, die als eine Art roher Chor für die Angelegenheiten der neokolonialen Elite fungieren.
James S. Williams' luzide Studie zeichnet die schwierige Produktionsgeschichte von Xala nach und analysiert die gewagte Kombination aus politischem und häuslichem Drama, mündlicher Erzählung, sozialem Realismus, Symbolismus, Satire, Dokumentarfilm, Mystizismus und marxistischer Analyse. Von der schillernden, ausgedehnten Eröffnungssequenz, in der die Revolution als Performance dargestellt wird, bis hin zum schwebenden Höhepunkt der Erlösung durch ritualisiertes Spucken, stellt Xala eine Reihe von konzeptionellen und formalen Herausforderungen dar, die sich einer einfachen Lesart des Films als Allegorie widersetzen.
Williams hebt oft übersehene Elemente von Sembenes komplexem, experimentellem Filmschaffen hervor, darunter provokante Stimmungswechsel und poetische, sogar subversiv-erotische Momente. Er enthüllt Xala als ein visionäres Werk des afrikanischen Kinos und des Dritten Kinos, das die Parameter der postkolonialen Filmpraxis erweiterte und auch heute noch mit seiner erschütternden Erfindungskraft nachwirkt.