
Two Forms of Conservatism: Judicial Reasoning in New York Courts, 1860-1920
Der Zeitraum zwischen 1860 und 1920 - einschließlich des Gilded Age und eines Großteils der Lochner-Ära in der Rechtsgeschichte - wird üblicherweise als die Blütezeit der konservativen Rechtsprechung angesehen. Nach dieser landläufigen Meinung standen die konservativen Richter und ein Großteil der Anwaltschaft auf der Seite des Großkapitals und der Reichen. Die Richter in dieser Zeit folgten dem "klassischen" Rechtsdenken, und erst als dieses durch das "progressive" Rechtsdenken verdrängt wurde, kamen die Gerichte zu unternehmenskritischen Entscheidungen.
Der renommierte Rechtshistoriker William E. Nelson versucht, diese Darstellung zu korrigieren, indem er die Arbeit von Richtern in der einzigen Gerichtsbarkeit von New York sowie die Entscheidungen von Richtern des Obersten Gerichtshofs der USA eingehend untersucht. Was er findet, ist eine andere Art von Konservatismus als die, die die Reichen begünstigt. Stattdessen fällten die Richter in dieser Zeit oft Entscheidungen, die der Wirtschaft gegenüber kritisch waren. Viele ihrer Errungenschaften waren zukunftsorientiert und fortschrittlich, aber aus einem anderen Grund konservativ: Sie hielten sich streng an Präzedenzfälle, mit nur gelegentlichen Ausnahmen. Während einige Rechtsrealisten die Betonung von Präzedenzfällen als Deckmantel betrachten, um die politischen Präferenzen der Richter zu verbergen, zeigt Nelson, dass diese Erklärung nicht den Tatsachen entspricht. Die Richter hatten keine konsistenten politischen Präferenzen, und ihre Entscheidungen begünstigten eine breite Palette von Politiken.
Two Forms of Conservatism ist das Werk eines fachkundigen Historikers mit einem Auge fürs Detail und einem tiefen Verständnis des juristischen Denkens. Er zeigt, dass diese recht konservativen New Yorker Richter den Grundstein für den Liberalismus späterer politischer Führer legten.