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Christa Wolf war wohl die bekannteste und einflussreichste Schriftstellerin der ehemaligen DDR. Sie wuchs während des Naziregimes auf und war mit ihrer Familie wie viele andere gezwungen, aus ihrer Heimat zu fliehen und dabei fast zu verhungern. Ihre ersten Romane waren umstritten, weil sie versteckte Kritik am kommunistischen Regime enthielten, was dazu führte, dass sie auf den Beobachtungslisten der Regierung landete. Ihre Vergangenheit prägte weiterhin ihr Werk und ihr Leben, wie sie sagte: "Man kann den Kummer nur bekämpfen, wenn man ihm ins Auge sieht.".
August ist Christa Wolfs letztes belletristisches Werk, das sie in einer einzigen Sitzung als Geschenk zum Jahrestag an ihren Mann schrieb. Darin lässt sie ihren Aufenthalt in einem Tuberkulosekrankenhaus im Winter 1946 Revue passieren, ein Ereignis aus dem wirklichen Leben, das die Inspiration für die Schlussszenen ihres 1976 erschienenen Romans Muster der Kindheit war. Dieses Mal ist ihre fiktionale Perspektive jedoch eine ganz andere. Die Geschichte entfaltet sich aus der Sicht von August, einem jungen Patienten, der beide Eltern im Krieg verloren hat. Er schwärmt für ein älteres Mädchen, Lilo, einen rebellischen Teenager, der die Krankenstation kontrolliert. Sechzig Jahre später denkt August über sein Leben und die Dinge nach, die sie ihn gelehrt hat.
Geschrieben in straffer, liebevoller Prosa, bietet August einen neuen Einstieg in Christa Wolfs Werk und, nebenbei bemerkt, ihren ersten und einzigen männlichen Protagonisten. Mehr als ein literarisches Artefakt ist dieser neue Roman eine perfekt konstruierte Geschichte über ein ruhiges, gut gelebtes Leben. Sowohl für August als auch für Christa Wolf stirbt die Vergangenheit nie.