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Out of the Long Dark: The Life of Ian Carr
Nur wenige britische Jazzmusiker waren bei so vielen Bewegungen an vorderster Front dabei wie Ian Carr. Als Bebop-Pionier in seiner Jugend, als Kollege von Eric Burdon und John McLaughlin in der R'n'B-Explosion der 60er Jahre, als Co-Leiter einer der innovativsten Jazzgruppen Großbritanniens, des Rendell-Carr Quintetts, als Free-Jazz-Kollege von John Stevens und Trevor Watts und als Mitbegründer des Jazz-Rock in Großbritannien mit seiner Band Nucleus ist Carrs musikalische Karriere allein schon bemerkenswert und eine Ein-Mann-Geschichte des britischen Jazz in den 60er und 70er Jahren.
Wenn man dann noch seine Arbeit als Mitglied des United Jazz and Rock Ensemble mit so bedeutenden Musikern wie George Russell, Stan Tracey und Mike Gibbs hinzurechnet, ist seine Arbeit als Musiker noch bemerkenswerter. Doch Ian Carr ist auch einer der einfühlsamsten kritischen Autoren und Rundfunksprecher über Jazz. Er ist nicht nur Mitautor des Rough Guide, sondern auch der gefeierte Biograph von Keith Jarrett und Miles Davis.
In den letzten Jahren hat er sein schriftstellerisches Talent dazu genutzt, innovative und preisgekrönte Filme über die Musik zu drehen, die er liebt und für die er seit seinem 1973 erschienenen Buch Music Outside immer ein unerschrockener und freimütiger Verfechter gewesen ist. Als Lehrer hat er unter anderem so herausragende britische Talente wie Julian Joseph, die Mondesir-Brüder und Nikki Yeoh unterrichtet.
Seit den 1980er Jahren ist er Professor für Jazz an der Londoner Guildhall School of Music und war Gründer des Jazz-Workshops im Interchange Arts Program. In dieser ausführlichen Biografie untersucht Alyn Shipton die faszinierende Mischung von Zutaten, die den Mann und seine Musik ausmachen, und zeichnet dabei ein lebendiges Bild von Carrs Heimatregion, dem Nordosten Englands, vom National Service, von literarischen Einflüssen wie W.
Somerset Maugham, vom kontinentalen Nachkriegseuropa und seiner Boheme-Kunstszene sowie von der Londoner Jazzwelt ab den 1960er Jahren. Das Buch zeigt, dass Jazz nicht unbedingt einen amerikanischen Akzent haben muss, um originell und innovativ zu sein und ein Publikum auf der ganzen Welt zu inspirieren.