
Downtime
Der Dichter schreibt,.
„An dem Montag, an dem die Sommerzeit 2021 begann, wurde ich im Dunkeln gelassen. Das Morgenlicht erschien in unserem östlichen Fenster und war wieder verschwunden, als ich mit dem Abwasch des Mittagessens fertig war. Die Tageszeit war geradezu geizig mit dem Optimismus des Sonnenlichts.
Ein paar Tage später, als ich mit einem Afghanen um die Beine auf meiner Couch lag, setzte ich mich von meinem zehnminütigen Nickerchen auf und wurde von einer glänzenden Idee ergriffen. Ich würde hundert Gedichte in hundert Tagen schreiben - warum nicht? Ich stellte mir vor, wie ich das Ende eines Bleistifts ablecke, um sie in eine Art Kapitänsbuch zu schreiben - und zwar mit der Hand, sagte ich mir. Ich wachte vor Sonnenaufgang auf, schrieb, überarbeitete und war mittags mit einem Gedicht fertig. Ich war ehrgeizig.
In Wahrheit war dieses Hundert-Gedichte-Projekt absurd. Ich wusste - und andere Dichterfreunde wussten es -, dass mehr als die Hälfte im Kamin, wenn nicht gar in den wütenden Zähnen unseres Papierschredders landen würde. Für mich war das eine Selbstverständlichkeit. Der Akt des Schreibens war wichtig - mach weiter, sagte ich mir, sei wie ein Biber und kaue auf einem Bleistift herum, schreibe ein paar Zeilen, gib dieses Handwerk nicht auf! Dieses private Projekt erinnerte mich daran, dass ich nach fünf Jahrzehnten immer noch ein Dichter bin, eine Berufung, die nur wenige für sich beanspruchen können.
Ich stelle achtundvierzig der einhundert Gedichte zur Verfügung, die in jenem Herbst geschrieben wurden. Ich betrachte diese Zeit gerne als meine Auszeit auf der Couch. Das Schreiben war alles andere als erholsam.“.