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Avicenna and the Aristotelian Left
Ernst Bloch war einer der bedeutendsten deutschen Denker des 20. Jahrhunderts, doch steht er im Schatten seiner Zeitgenossen der Frankfurter Schule.
Bekannt für seine Auseinandersetzung mit Utopismus und religiösem Denken, schrieb Bloch auch prägnant über ontologische Fragen. In seinem kurzen Meisterwerk Avicenna und die aristotelische Linke legt Bloch eine eindrucksvolle Darstellung des Materialismus vor, die die emanzipatorischen Elemente des modernen Denkens auf die Begegnung mittelalterlicher islamischer Philosophen mit Aristoteles zurückführt. Bloch argumentiert, dass der große mittelalterliche islamische Philosoph Avicenna (Ibn Sina) die Saat für einen radikalen Materialismus gelegt hat, der auch heute noch für die kritische Theorie relevant ist.
Er vergleicht Avicennas und Aquins Interpretationen von Aristoteles über Form und Materie und argumentiert, dass Avicennas Lesart die Macht demokratisiert und die klerikale und politische Autorität untergräbt. Bloch erforscht Avicennas Welt und Metaphysik im Detail und zeigt, dass selbst seine rudimentärsten theoretischen Anliegen in der Lage sind, radikale gesellschaftliche Veränderungen herbeizuführen.
Er bahnt sich einen originellen Weg durch die Ideengeschichte und bezieht dabei Averroes (Ibn Rushd), Spinoza und Marx ebenso ein wie weniger bekannte Figuren. Avicenna and the Aristotelian Left, das hier zum ersten Mal ins Englische übersetzt wird, ist zugleich eine prägnante Zusammenfassung von Blochs eigenwilligem Materialismus, eine provokative Rekonstruktion der westlichen philosophischen Tradition im Lichte ihres Austauschs mit dem islamischen Denken und eine wichtige Quelle für die zeitgenössischen Debatten über Materialismus in der kritischen Theorie.