Bewertung:

Die Rezensionen zu Margot Norris' „The Decentered Universe of Finnegans Wake: a Structuralist Analysis“ zeigen ein gemischtes Bild. Sie heben ihren umfassenden Einblick in Joyces Werk hervor, kritisieren das Buch aber auch für seinen vermeintlichen Mangel an Klarheit und Kohärenz. Die Hauptthese besagt, dass Finnegans Wake eine Collage ist, die sich der traditionellen Interpretation entzieht und zu einem Leseerlebnis führt, das sich unnötig kompliziert und abstrakt anfühlen kann. Während einige Abschnitte zum Nachdenken anregen, werden andere als langatmig und repetitiv empfunden, ohne dass sie wesentliche Schlussfolgerungen liefern.
Vorteile:Norris bietet zahlreiche Einblicke in Finnegans Wake und Joyces Werk, erforscht überzeugende Analogien (z. B. Verbindungen zu Oedipus Rex) und setzt sich intensiv mit Sprache, Psychologie und Strukturalismus auseinander. Das letzte Kapitel bietet verblüffende Parallelen zwischen Finnegans Wake und Joyce' früheren Werken und hebt Verbindungen hervor, die vielen Lesern zuvor vielleicht nicht bewusst waren.
Nachteile:Es wird beschrieben, dass das Buch über weite Strecken unproduktive Diskussionen enthält, die zu einer selbstzerstörerischen These führen, die den Leser frustrieren kann. Einige Kritiker heben hervor, dass es letztlich mit der Klarheit kämpft und oft eher zu Unsicherheit als zu aufschlussreichen Schlussfolgerungen führt. Die Komplexität von Norris' Argumentation kann bei manchen Lesern das Gefühl hervorrufen, dass sie den Text nicht richtig verstehen können.
(basierend auf 1 Leserbewertungen)
The Decentered Universe of Finnegans Wake: A Structuralist Analysis
Ursprünglich veröffentlicht im Jahr 1977. Die ersten Kritiker von Finnegans Wake feierten das Werk als radikale Sprach- und Zivilisationskritik. Margot Norris nimmt ihre Position wieder auf und erklärt die hartnäckigsten Unklarheiten des Buches nicht als Rätsel, die von einem klugen Leser gelöst werden müssen, sondern als Manifestationen eines "Chaosmos", einer Freudschen Traumwelt sexueller Transgression und sozialer Auflösung, von unauthentischem Sein und leeren Worten. Konventionelle Moralvorstellungen und Zwänge sind in diesem Chaosmos unter Beschuss, in dem genau jene Sehnsüchte und verbotenen Wünsche, die im wachen Denken verwehrt sind, danach streben, sich bemerkbar zu machen. Norris zeigt überzeugend, dass die vielgestaltigen Charaktere von Finnegans Wake die Geschöpfe eines träumenden Geistes sind. Die Teleologie ihres Universums ist die Freiheit, und in dem andauernden Kampf zwischen der anarchischen Psyche des Einzelnen und den Gesetzen, die die Zivilisation ermöglichen, triumphiert die Psyche nur im Traum. Norris liest Finnegans Wake eher als Traum denn als Roman.
Die lexikalische Abweichung und die semantische Dichte des Buches, so Norris, sind nicht auf Joyces Böswilligkeit, Unfug oder Größenwahn zurückzuführen, sondern wesentlich und untrennbar mit seinem Anliegen verbunden, den inneren Zustand des Menschen darzustellen. Da die Bedeutungen disloziert sind - versteckt an unerwarteten Orten, vervielfacht und aufgespalten, der Zweideutigkeit, Pluralität und Ungewissheit überlassen -, stellt das Erwachen, so Norris, ein dezentriertes Universum dar. Die formalen Elemente der Handlung, des Charakters, des Diskurses und der Sprache sind nicht an einem einzigen Bezugspunkt verankert; sie verweisen nicht auf das Zentrum zurück. Nur wenn der Leser auf konventionelle Bezugsrahmen verzichtet, kann er dem Werk erlauben, seine eigenen Bedeutungen zu offenbaren, die in den Unterschieden und Ähnlichkeiten seiner zahlreichen Elemente liegen.
Der Autor verzichtet auf die enge Erläuterung vieler Wake-Kritiken und liefert einen konzeptionellen Rahmen für die großen Strukturen des Werks mit Hilfe von Theorien und Methoden, die von Freud, Heidegger, Lacan, Levi-Strauss und Derrida entlehnt wurden. Indem er das Werk ohne die romanhafte Erwartung eines "Schlüssels" zur Entschlüsselung des Geheimnisses betrachtet, erkundet Norris Joyces Beweggründe, sein letztes menschliches Panorama - das in seiner Beschäftigung mit Altern, Töten und Sterben etwas trauriger ist als Ulysses - in eine Form und Sprache zu bringen, die den dekonstruktiven Kräften des 20.