Bewertung:

Stefan Zweigs „Das Postmädchen“ erkundet die krassen Gegensätze zwischen Reichtum und Armut im Österreich der Nachkriegszeit anhand der Erfahrungen der jungen Postangestellten Christine. Nachdem eine Einladung zu einem luxuriösen Urlaub ihr den Reichtum des Lebens jenseits ihres tristen Daseins offenbart, sieht sich Christine mit der harten Realität der Rückkehr in ihr verarmtes Leben konfrontiert, was zu Verzweiflung und existenziellen Fragen bezüglich der Klassenungleichheit führt. Die Erzählung fängt auf einzigartige Weise ihre psychische Zerrissenheit inmitten gesellschaftlicher Zwänge ein.
Vorteile:⬤ Reichhaltige Beschreibungen, die den Schauplatz und die Emotionen wirkungsvoll wiedergeben.
⬤ Tiefer psychologischer Einblick in die Figuren, insbesondere Christines Wandlung und Verzweiflung.
⬤ Fesselnde Erkundung der sozialen Klassenunterschiede und der Auswirkungen von Reichtum auf die persönliche Identität.
⬤ Die unerwarteten Wendungen der Geschichte lassen den Leser nicht los.
⬤ Starke Charakterentwicklung und fesselnde Erzählung.
⬤ Die Qualität der Übersetzung schwankt, manche Leser finden die Sprache zu komplex oder veraltet, besonders in der ersten Hälfte.
⬤ Die zweite Hälfte des Buches weicht in Bezug auf den Ton und das Engagement von der ersten Hälfte ab, so dass einige Leser das Gefühl haben, nicht mehr mit den Charakteren verbunden zu sein.
⬤ Die schwerwiegenden Themen der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit können einige Leser verunsichern und machen das Buch zu einer größeren Herausforderung.
(basierend auf 243 Leserbewertungen)
The Post-Office Girl
Wes Anderson über Stefan Zweig: „Ich hatte noch nie von Zweig gehört... als ich mehr oder weniger zufällig ein Exemplar von Beware of Pity kaufte. Ich liebte dieses erste Buch. Ich habe auch The Post-Office Girl gelesen. The Grand Budapest Hotel enthält Elemente, die aus diesen beiden Büchern gestohlen wurden. Zwei Figuren in unserer Geschichte sollen vage Zweig selbst darstellen - unsere Figur des „Autors“, gespielt von Tom Wilkinson, und die theoretisch fiktionalisierte Version seiner selbst, gespielt von Jude Law. Aber auch M. Gustave, die Hauptfigur, die von Ralph Fiennes gespielt wird, ist Zweig stark nachempfunden.
Das Postmädchen ist Christine, die sich um ihre kranke Mutter kümmert und in den Jahren kurz nach dem Ersten Weltkrieg in einem österreichischen Provinzpostamt schuftet. Eines Nachmittags, als sie zwischen den Formularen und Briefmarken döst, trifft ein an sie adressiertes Telegramm ein. Es stammt von ihrer reichen Tante, die in Amerika lebt und Christine bittet, mit ihr und ihrem Mann in einen Schweizer Alpenort zu fahren. Nach einer schwindelerregenden Zugfahrt findet sich Christine an der Spitze der Welt wieder und genießt ein privilegiertes Leben, das sie sich nie hätte vorstellen können.
Doch Christines Tante lässt sie so abrupt fallen, wie sie sie aufgenommen hat, und schon bald sitzt die junge Frau wieder im Postamt in der Provinz, voller Enttäuschung und Verbitterung. Dann lernt sie Ferdinand kennen, einen verwundeten, aber wortgewandten Kriegsveteranen, der der Unzufriedenheit seiner Generation eine Stimme zu geben vermag. Christines und Ferdinands Leben gerät aus den Fugen, bis Ferdinand einen Plan entwickelt, der entweder ihre Rettung oder ihr Verhängnis sein wird.
Dieses außergewöhnliche Buch, das noch nie in englischer Sprache veröffentlicht wurde, ist ein unerwarteter und eindringlicher Streifzug durch die Noir-Fiction eines der Meister des psychologischen Romans.