Bewertung:

In den Rezensionen wird das Buch für seine aufschlussreichen Argumente über menschliche normative Tendenzen und seine anregende Auseinandersetzung mit verschiedenen Themen wie Psychologie, Wirtschaft und soziale Gerechtigkeit gelobt. Die Leser äußern sich jedoch besorgt über die Unübersichtlichkeit des Buches und den fehlenden historischen Kontext zum gesellschaftlichen Fortschritt.
Vorteile:Das Buch bietet ein überzeugendes Argument für die einzigartigen menschlichen normativen Tendenzen und regt zum Nachdenken über verschiedene Themen wie Psychologie, Wirtschaft, soziale Gerechtigkeit und KI-Herausforderungen an. Die Rezensenten halten es für eine lohnende und wichtige Lektüre.
Nachteile:Das Buch erreicht möglicherweise kein breites Publikum, so dass die Gefahr besteht, dass seine wertvollen Erkenntnisse übersehen werden. Außerdem wird ein Mangel an historischem Kontext festgestellt, der erklärt, warum gesellschaftliche Themen bis heute ignoriert wurden, was einige Leser als problematisch empfinden.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Following the Rules: Practical Reasoning and Deontic Constraint
Seit Jahrhunderten ist es für Philosophen ein Rätsel, dass Menschen oft aus Prinzip moralischen Verpflichtungen nachkommen und dabei Eigeninteressen zurückstellen. In den letzten Jahren haben sich Sozialwissenschaftler über das allgemeinere Phänomen der Regelbefolgung gewundert, d. h. über die Tatsache, dass sich Menschen oft an soziale Normen halten, selbst wenn dies unerwünschte Folgen hat. Experimentelle Spieltheoretiker haben schlüssig nachgewiesen, dass das altmodische Bild des Wirtschaftsmenschen, der sich ständig neu optimiert, um seinen Nutzen unter allen Umständen zu maximieren, keine angemessene Grundlage für eine allgemeine Theorie des rationalen Handelns bieten kann. Die vorherrschende Reaktion war jedoch ein Abgleiten in den Irrationalismus. Wenn die Menschen die Konsequenzen ihres Handelns ignorieren, so die Behauptung, dann muss das daran liegen, dass sie irgendeinen Fehler machen.
In Following the Rules versucht Joseph Heath, diesen Trend umzukehren, indem er zeigt, wie das Befolgen von Regeln als ein wesentliches Element rationalen Handelns verstanden werden kann. Der erste Schritt besteht darin zu zeigen, wie die Rational-Choice-Theorie modifiziert werden kann, um den deontischen Zwang als Merkmal rationaler Überlegungen einzubeziehen. Der zweite Schritt besteht darin, den Verdacht zu entkräften, dass den psychologischen Zuständen, die dem Befolgen von Regeln zugrunde liegen, etwas Geheimnisvolles oder Irrationales anhaftet. Nach Heath ist die menschliche Rationalität ein Nebenprodukt der so genannten sprachlichen Aufwertung, die wir als Folge der Entwicklung bestimmter sozialer Praktiken erhalten. Infolgedessen wandern bestimmte konstitutive Merkmale unseres sozialen Umfelds - wie die regelbasierte Struktur des sozialen Lebens - nach innen und werden zu konstitutiven Merkmalen unserer psychologischen Fähigkeiten. Dies wiederum erklärt, warum es eine unauflösliche Verbindung zwischen praktischer Rationalität und deontischem Zwang gibt.
Letztendlich bietet Heath ein naturalistisches, evolutionäres Argument zugunsten der traditionellen kantischen Ansicht, dass es eine innere Verbindung zwischen dem rationalen Handeln und dem Empfinden der eigenen moralischen Verpflichtungen gibt.