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The Venlo Sting: Mi6's Deadly Fiasco
Am 9. November 1939 tappten zwei ahnungslose britische Agenten der Special Intelligence Services in eine vom deutschen Spionagechef Reinhard Heydrich gestellte Falle. In dem Glauben, sie würden sich mit einem regimekritischen deutschen General treffen, um über die Unterstützung der deutschen militärischen Opposition beim Sturz Hitlers und der Beendigung des Krieges zu sprechen, wurden sie in dem niederländischen Dorf Venlo gefangen genommen und zum Verhör durch die Gestapo nach Deutschland gebracht. Der Vorfall war eine große Blamage für die niederländische Regierung und lieferte den Deutschen wichtige Informationen über die Operationen des SIS in ganz Europa.
Der Vorfall selbst war eine nachrichtendienstliche Katastrophe, aber er dient auch als Prisma, durch das eine Reihe anderer wichtiger Erzählstränge laufen. Grundlegend für die in Venlo begangenen Täuschungsmanöver waren unbegründete, aber hartnäckige Gerüchte über hochrangige deutsche Generäle, die einen Umsturz des Nazi-Regimes von innen heraus planten. Nach der Demütigung, die er erlitten hatte, als Hitler das Münchener Abkommen aufkündigte, war der britische Premierminister Neville Chamberlain bestrebt, herauszufinden, wie viel Wahrheit in diesen Geschichten steckte; er wollte seinen Ruf durch einen letzten Versuch einer friedlichen Annäherung an Deutschland rehabilitieren.
Als Franz Fischer, ein kleiner Gauner und Provokateur, britische SIS-Agenten in den Niederlanden davon überzeugte, dass er als Vermittler zwischen der britischen Regierung und unzufriedenen deutschen Generälen fungieren könnte, schaltete sich der deutsche Sicherheitschef Reinhard Heydrich ein und übernahm still und leise die Kontrolle über die Operation. Heydrichs Vorgesetzter, Gestapo-Chef Heinrich Himmler, wollte die Möglichkeit von Friedensverhandlungen mit Großbritannien ausloten und sah eine Gelegenheit, die Situation zu seinem persönlichen Vorteil auszunutzen.
Am Tag vor einem entscheidenden Treffen von Verschwörern und britischen Agenten an der deutsch-niederländischen Grenze explodierte eine Bombe im Münchner Brgerbräukeller genau an der Stelle, an der Hitler nur wenige Minuten zuvor eine Rede gehalten hatte. Der Täter wurde rasch verhaftet, und Hitler verlangte von Himmler, Beweise zu finden, die zeigten, dass die beiden Ereignisse eng miteinander verbunden waren - die britischen Agenten wurden Stunden später geschnappt.
Während sich die Welt mit der furchteinflößenden Macht der deutschen Militärs auseinandersetzte, wurde der britische Geheimdienst in Nordeuropa in der verschlafenen niederländischen Stadt Venlo auf den Müllhaufen geworfen. Dieser erste umfassende Bericht über den Venloer Vorfall untersucht den weiteren Kontext dieses deutschen Geheimdienstcoups und seine Folgen.