Bewertung:

Das Buch von Karl Jaspers erörtert die psychologischen und philosophischen Implikationen der deutschen Schuld nach dem Zweiten Weltkrieg und stellt sie in einer klaren und zugänglichen Weise dar. Es basiert auf Vorträgen, die Jaspers nach dem Krieg gehalten hat und die sich mit komplexen Themen wie Schuld, Verantwortung und dem Aufstieg Nazi-Deutschlands befassen.
Vorteile:⬤ Gut geschrieben und zugänglich
⬤ bietet eine objektive Perspektive auf heikle Themen
⬤ bietet wertvolle philosophische Einsichten
⬤ empfohlen für alle, die sich für deutsche Geschichte und Philosophie interessieren
⬤ fesselt den Leser.
Für diejenigen, die kein Interesse an Philosophie oder deutscher Geschichte haben, ist das Buch möglicherweise nicht geeignet; einige könnten die Thematik als schwer oder emotional herausfordernd empfinden.
(basierend auf 5 Leserbewertungen)
The Question of German Guilt
Kurz nach dem Sturz der Nazi-Regierung hielt ein Philosophieprofessor an der Universität Heidelberg eine Vorlesung zu einem Thema, das das Bewusstsein und das Gewissen der denkenden Deutschen aufwühlte. Ist das deutsche Volk schuldig? Diese Vorlesungen von Karl Jaspers, einem herausragenden europäischen Philosophen, erregten unter deutschen Intellektuellen und Studenten große Aufmerksamkeit; sie schienen einen Weg zu Vernunft und Moral in einer ungeordneten Welt aufzuzeigen.
Jaspers, ein lebenslanger Liberaler, versuchte in diesem Buch, ein Problem, das bisher nur Hitze und Wut hervorgerufen hatte, rational zu diskutieren. In seinem Buch, das weder eine ausweichende Entschuldigung noch eine heilsame Verurteilung ist, unterscheidet er zwischen Arten von Schuld und Graden von Verantwortung. Er nannte vier Kategorien von Schuld: kriminelle Schuld (die Begehung offener Taten), politische Schuld (der Grad der politischen Duldung des Naziregimes), moralische Schuld (eine Frage des privaten Urteils unter Freunden) und metaphysische Schuld (eine allgemein geteilte Verantwortung derjenigen, die sich dafür entschieden haben, am Leben zu bleiben, anstatt aus Protest gegen die Nazigräuel zu sterben).
Karl Jaspers (1883-1969) studierte Medizin, interessierte sich aber bald für die Psychiatrie. Er ist Autor eines Standardwerks der Psychopathologie sowie von Spezialstudien über Strindberg, Van Gogh und Nietsche. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde er Professor für Philosophie in Heidelberg, wo er als brillanter Lehrer und früher Vertreter des Existenzialismus bekannt wurde.
Er gehörte zu den ersten, die die deutschen Leser mit den Werken Kierkegaards vertraut machten. Jaspers musste 1935 von seinem Amt zurücktreten. Aus der totalen Isolation, in die ihn das Hitlerregime gezwungen hatte, kehrte Jaspers 1945 in eine zentrale intellektuelle Führungsposition der jüngeren liberalen Elemente in Deutschland zurück.
In seiner ersten Vorlesung im Jahr 1945 erinnerte er seine Zuhörer eindringlich an das Schicksal der deutschen Juden. Jaspers' untadelige Bilanz als Anti-Nazi und sein kluger Geist haben ihn zu einem Sammelpunkt für diejenigen seiner Landsleute gemacht, die ein freies und demokratisches Deutschland wieder aufbauen wollen.