
Memory Construction and the Politics of Time in Neoliberal South Korea
In Memory Construction and the Politics of Time in Neoliberal South Korea (Gedächtniskonstruktion und Zeitpolitik im neoliberalen Südkorea) untersucht Namhee Lee die Gedächtniskonstruktion und Geschichtsschreibung in Südkorea nach 1987.
Durch den massiven neoliberalen Umbau aller Aspekte der Gesellschaft verschob sich der öffentliche Diskurs von minjung (Volk) zu simin (Bürger), von politisch zu kulturell, von kollektiv zu individuell. Diese Verschiebung konstituierte die Menschen als Homo oeconomicus, als Individuen, die Rechte haben und Rechte einfordern, sogar in sozialen Bewegungen.
Lee erklärt diesen Wandel im Zusammenhang mit gleichzeitig stattfindenden historischen Entwicklungen: Südkoreas Übergang zur Demokratie, das Ende des Kalten Krieges und der neoliberale Umbau, der als Synonym für Demokratisierung verstanden wird. Anhand von Memoiren, Biografien, Romanen und revisionistischer konservativer Geschichtswissenschaft zeigt Lee, wie der vorherrschende Diskurs eines „vollständigen Bruchs mit der Vergangenheit“ das kritische Ethos früherer emanzipatorischer Bewegungen auslöscht, die die südkoreanische Demokratie begründeten.