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The Force of Law
Viele Rechtstheoretiker behaupten, dass Gesetze wirksam sind, weil wir sie verinnerlichen und auch dann gehorchen, wenn wir nicht dazu gezwungen werden. In einer umfassenden Neubewertung der Rolle der Gewalt im Recht widerspricht Frederick Schauer dieser Ansicht und zeigt, dass sich das Recht von anderen gesellschaftlichen Regeln eher durch Zwang als durch verinnerlichtes Denken und Verhalten unterscheidet.
Indem er Ideen von Jeremy Bentham und John Austin wiederbelebt und sich auf empirische Untersuchungen sowie philosophische Analysen stützt, legt Schauer eine Darstellung der Einhaltung von Gesetzen vor, die auf Sanktionen und Zwang beruht, und zeigt, dass die Wirksamkeit des Rechts im Wesentlichen von seinem Zwangspotenzial abhängt. Kurz gesagt geht es im Recht darum, den Menschen zu sagen, was sie zu tun haben, und ihnen mit negativen Konsequenzen zu drohen, wenn sie sich nicht daran halten. Auch wenn die Menschen dem Gesetz manchmal eher aus Ehrfurcht vor der rechtlichen Autorität als aus Angst vor Sanktionen gehorchen, stellt Schauer die Annahme in Frage, dass rechtlicher Zwang in der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle spielt. Gewalt ist allgegenwärtiger als die Bemühungen des Staates, eine Minderheit von ungehorsamen Bürgern zu kontrollieren. Wenn die Menschen glauben, dass das, was sie tun sollten, von dem abweicht, was das Gesetz vorschreibt, ist die Befolgung der Gesetze weniger verbreitet als angenommen, und die Notwendigkeit von Zwang wird offensichtlich.
Indem er die vorherrschenden rechtswissenschaftlichen Untersuchungsmethoden in Frage stellt, macht Schauer deutlich, dass die Frage der rechtlichen Gewalt soziologische, psychologische, politische und wirtschaftliche Dimensionen hat, die über rein begriffliche Fragen hinausgehen. Die Auseinandersetzung mit der Abhängigkeit des Rechtssystems von Gewalt hilft uns zu verstehen, was Recht ist, wie es funktioniert und wie es zur Organisation der Gesellschaft beiträgt.