Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 3 Stimmen.
The Social Economy: International Perspectives on Economic Solidarity
In dem Maße, wie sich die derzeitige Wirtschaftskrise weltweit ausbreitet, wird die Frage gestellt, welche Art von kapitalistischer oder postkapitalistischer Wirtschaft folgen wird. Es wird zunehmend über die Notwendigkeit einer strengen wirtschaftlichen Regulierung gesprochen, über die Notwendigkeit, Gier und Individualismus zu zügeln, damit die Wirtschaft für die menschliche und soziale Entwicklung funktioniert. Es wird nach einer freundlicheren, grüneren, weniger ungleichen und stärker umverteilenden Wirtschaft gesucht.
Diese Übergangsphase mit ihren gezielten Fragen zur künftigen Wirtschaft bietet die Gelegenheit, die Rolle und das Potenzial der "Sozialwirtschaft" zu bewerten, d. h. einer Wirtschaftstätigkeit, die zwischen Markt und Staat angesiedelt und auf die Erfüllung sozialer Bedürfnisse ausgerichtet ist. Bis vor einem Jahrzehnt wurde der Begriff hauptsächlich von Randgruppen verwendet, um die "alternative Wirtschaft" zu beschreiben. In der Regel wurden Organisationen, die erschwingliche Kinderbetreuung für Geringverdiener in einem armen Viertel anboten oder Waren aus recycelten Materialien für einkommensschwache Haushalte herstellten, als Restposten oder Randerscheinung in einem von Märkten und Staaten dominierten Mainstream betrachtet.
In den letzten zehn Jahren hat sich die Erwartungshaltung sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern radikal verändert. Die herrschende Meinung beginnt, die Sozialwirtschaft als Quelle für den Aufbau sozialer Fähigkeiten und die Entwicklung neuer Märkte im Bereich der Wohlfahrt zu betrachten. Politische Entscheidungsträger auf der ganzen Welt haben begonnen, die Sozialwirtschaft zu unterstützen, und zwar zunehmend aus wirtschaftlichen Gründen, wobei sie mit den traditionellen Interessen am Rande des Sektors als moralische und soziale Alternative zur kapitalistischen Wirtschaft konkurrieren.
Gerade diese sich abzeichnende, aber umstrittene zentrale Bedeutung der Sozialwirtschaft macht dieses Buch so zeitgemäß. Das Buch positioniert die Sozialwirtschaft konzeptionell und normativ mit Hilfe von Fallbeispielen aus einer Reihe von Industrie- und Entwicklungsländern. Einzigartig ist, dass es die Arbeiten führender Wissenschaftler der Sozialwirtschaft, die auch aktiv an der Formulierung nationaler und internationaler Politiken beteiligt sind, in englischer Sprache zusammenführt. Obwohl es dafür plädiert, die Sozialwirtschaft in Bezug auf Ziele, Werte und Akteure als etwas anderes als den Staat und den Markt zu betrachten, werden auch viele Überschneidungen und Komplementaritäten festgestellt, sobald die Wirtschaft als eine plurale Einheit konzipiert wird, die auf Bedürfnisse in verschiedenen organisatorischen Kombinationen reagiert. Das Buch zeigt auch, dass die - sozialen und wirtschaftlichen - Erwartungen nicht von den lokalen institutionellen und historischen Gegebenheiten und Hinterlassenschaften abgekoppelt werden können. Dementsprechend können zwar bestimmte allgemeine politische Grundsätze auf internationaler Ebene geteilt werden, doch können Interventionen vor Ort die Anforderungen der jeweiligen Praxis und des Erbes nicht ignorieren.