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Discourse Networks, 1800/1900
Dies ist ein höchst originelles Buch über die Zusammenhänge zwischen historischem Moment, sozialer Struktur, Technologie, Kommunikationssystemen und dem, was mit Hilfe dieser Systeme gesagt und gedacht wird - vor allem in der Literatur. Der Autor konzentriert sich auf die Unterschiede zwischen den "Diskursnetzwerken" von 1800 und 1900 und entwickelt dabei eine neue Analyse des Übergangs von der Romantik zur Moderne. Das Werk könnte als deutsches Pendant zum New Historicism amerikanischer Literaturwissenschaftler gelten, sowohl in den intellektuellen Einflüssen, auf die Kittler reagiert, als auch in seinem Bemühen, die Literatur in den konkretesten Details der historischen Realität zu verankern.
Die kunstvolle Struktur des Buches beginnt mit Goethes Faust und endet mit Valerys Faust. Im Abschnitt 1800 geht der Autor auf das Erlernen der Sprache, die Entstehung der modernen Universität, den damit verbundenen Beginn der Interpretation der zeitgenössischen Literatur und die Kanonisierung der Literatur ein. Zu den Autoren und Werken, die Kittler analysiert, gehören neben Geothe's Faust auch Schlegel, E. T. A. Hoffmanns "Der goldene Topf" und Goethes Tasso.
Im Kapitel 1900 wird dargelegt, dass das neue Diskursnetz, in dem sich die Literatur in der Moderne befindet, durch die neuen technologischen Medien - Film, Fotografie und Schreibmaschine - und die Krise, die diese für die literarische Produktion verursacht haben, gekennzeichnet ist. Dabei geht der Autor u.a. auf die Werke von Nietzsche, Getrude Stein, Mallarme, Bram Stoker, den Surrealisten, Rilke, Kafka und Freud ein.