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betrachtet Herzogs Filmklassiker aus einem entschieden zeitgenössischen Blickwinkel und bringt die Entwicklung seiner filmischen Karriere ins Spiel.
Als Werner Herzogs Fitzcarraldo 1982 in die Kinos kam, wurde er wegen seines anspruchsvollen Einsatzes menschlicher und natürlicher Ressourcen sowie wegen der kompromisslosen ästhetischen Vision des Regisseurs heftig kritisiert. Kritiker und Wissenschaftler sahen kaum einen Unterschied zwischen der Besessenheit des Protagonisten, ein Schiff über einen Berg im Amazonas zu schleppen, und Herzogs eigener Art der filmischen Produktion und Erzählung. Und doch gilt Fitzcarraldo als einer der prägenden Momente des Neuen Deutschen Films und wirft über die Jahre hinweg immer wieder neue Fragen nach dem Verhältnis von Film und Gesellschaft, Kunst und Natur, Fortschritt und Subjektivität, Bekanntem und Unbekanntem auf. In diesem Buch wird Herzogs Geschichte des Opernunternehmertums von einem entschieden zeitgenössischen Standpunkt aus neu beleuchtet. Es stützt sich auf die jüngsten Schriften zum Anthropozän, um die Beziehung zwischen Kunst, Zivilisation und der natürlichen Welt in Fitzcarraldo zu untersuchen. Sie erörtert die Rolle von Oper und Musik in Herzogs Amazonas-Spektakel. Und es bringt die Entwicklung von Herzogs eigener Karriere als Filmemacher in den letzten Jahrzehnten ins Spiel, um einen neuen Blick auf diesen mittlerweile klassischen Beitrag zur deutschen Filmkunst des 20. Jahrhunderts zu werfen.
Lutz Koepnick ist Gertrude Conaway Vanderbilt Professor für Deutsch, Kino und Medienkunst an der Vanderbilt University.