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Torture and Brutality in Medieval Literature: Negotiations of National Identity
Die Folter - der berüchtigtste Aspekt der mittelalterlichen Kultur und Gesellschaft - hat sich zu einem vorherrschenden Mythos entwickelt, der suggeriert, dass das Mittelalter eine Zeit war, in der den Bürgern ungestraft und ohne Provokation sadistische Qualen zugefügt wurden: In vielen modernen europäischen Städten finden sich volkstümliche Museen, in denen so grausame Gerätschaften wie die Folterbank, der Strapado, das Gridiron, das Rad und die Eiserne Jungfrau ausgestellt sind. Diese reißerischen Bilder der mittelalterlichen Folter sind in den jüngsten Diskussionen über die amerikanische Außenpolitik und die Einführung von Foltergesetzen als Waffe im "Krieg gegen den Terror" wieder aufgetaucht.
Sie haben Fragen über die Geschichte und die Realität der Folter aufgeworfen, insbesondere angesichts der Tatsache, dass sie in einigen literarischen Gattungen weit verbreitet ist, während sie in anderen relativ selten vorkommt. Dieses Buch stellt vorgefasste Meinungen über das Vorherrschen von Folter und gerichtlicher Brutalität in der mittelalterlichen Gesellschaft in Frage, indem es argumentiert, dass ihre Darstellung in der Literatur nicht mimetisch ist. Stattdessen wird argumentiert, dass die Darstellungen von Folter und Brutalität Satire, Kritik und Dissens darstellen; sie haben didaktische und politische Funktionen, indem sie sich dem Status quo widersetzen.
Folter und Brutalität sind intertextuelle literarische Motive, die kulturelle Ängste vor nationaler Identität verhandeln; indem sie diese Praktiken außerhalb ihrer eigenen Grenzen im Reich des barbarischen "Anderen" verorten, definieren mittelalterliche und frühneuzeitliche Autoren sich selbst und ihre Nationen in Opposition zu ihnen. Die untersuchten Werke reichen von Chaucer über die skandinavischen Sagen bis hin zu Shakespeare und ermöglichen einen echten vergleichenden Ansatz.