Bewertung:

Derzeit gibt es keine Leserbewertungen. Die Bewertung basiert auf 2 Stimmen.
Photography in the Modern Era: European Documents and Critical Writings, 1913-1940
Das Jahrzehnt zwischen den Weltkriegen erlebte in Europa eine erstaunliche Blüte der Fotografie, die vor allem durch die beispiellosen Arbeiten von Persönlichkeiten wie Man Ray, Laszlo Moholy-Nagy und Alexander Rodtschenko geprägt war. Parallel zu den visuellen Experimenten entwickelte sich eine faszinierende öffentliche Diskussion, in der Kritiker, Künstler und die Fotografen selbst darum rangen, das Wesen und die Möglichkeiten der Fotografie in der Moderne zu definieren. Die in diesem Buch versammelten 71 Essays und Dokumente bieten eine prägnante, provokante Einführung in die Ideen und Persönlichkeiten, die die Avantgarde-Fotografie in diesen Jahren der künstlerischen Gärung belebten und die das Medium bis heute beeinflussen.
In diesen abwechselnd poetischen, analytischen und heftig ideologischen Schriften kommt ein sehr breites Spektrum an originellen Ideen zum Ausdruck. Moholy-Nagy fordert die Fotografen auf, eine kraftvolle abstrakte Vision zu schaffen, die unsere Fähigkeit zu sehen verändern wird. Albert Renger-Patzsch plädiert für eine ganz andere Zielsetzung, eine Fotografie des enthüllenden Realismus, die das Wesen des Subjekts vor der Linse freilegt. Der französische Schriftsteller Pierre Mac Orlan erforscht psychologisch zwingende Vorstellungen: dass die Fotografie "alles merkwürdig Unmenschliche" erkennt und "für eine Sekunde den Tod schafft". Die Fotografie wird allgemein als moderne Maschinenkunst charakterisiert, die die traditionellen bildenden Künste ablöst. In der Sowjetunion kommt es zu einem außergewöhnlichen Schlagabtausch zwischen dem Avantgardisten Rodtschenko und seinen Gegnern, die darauf bestehen, dass die Fotografie in erster Linie für die Gesellschaft von Nutzen ist.
Diese Aufsätze werfen nicht nur ein neues Licht auf die Richtungen, die die Fotografie im 20. Jahrhundert eingeschlagen hat, sondern beleuchten auch so wichtige Bewegungen wie den Futurismus, den Konstruktivismus, den Surrealismus und die Neue Sachlichkeit. Die meisten dieser Aufsätze waren bisher nicht auf Englisch erhältlich und wurden speziell für diesen Band übersetzt. Jedes Werk ist mit einer informativen Kopfnote von Christopher Phillips versehen, der in einem einleitenden Essay einen klaren Überblick über die Epoche und den Kontext gibt, in dem die Schriften erstmals erschienen sind.
Mit ihrer Fülle an neuem Material ist diese Sammlung eine unverzichtbare Quelle für alle, die Fotografie studieren oder die visuelle Kultur dieses Jahrhunderts verstehen wollen.
Dieses Buch erscheint anlässlich der Ausstellung "The New Vision: Photography Between the World Wars, Ford Motor Company Collection at The Metropolitan Museum of Art", die vom 23. September bis 31. Dezember 1989 im Metropolitan Museum of Art stattfand.