Bewertung:

Das Buch „Fru Inés“ von Amalie Skram schildert die Kämpfe einer Frau in den 1880er und 90er Jahren und konzentriert sich dabei auf Fragen im Zusammenhang mit der Ehe und den Rechten der Frau. Es bietet zwar provokante Themen und anschauliche Beschreibungen des exotischen Schauplatzes, aber die Entwicklung der Charaktere und die erzählerische Auflösung werden als mangelhaft empfunden.
Vorteile:Das Buch ist gut geschrieben und fesselnd, mit stimmungsvollen Beschreibungen von Konstantinopel. Es enthält feministische Themen und eine reiche Symbolik, die für Literaturwissenschaftler interessant sein könnte. Der Schauplatz und die kulturellen Details spiegeln die Erfahrungen der Autorin aus erster Hand wider. Die Geschichte ist vielschichtig und kann zu tiefen Reflexionen führen.
Nachteile:Die Charaktere sind, abgesehen von Inés, unterentwickelt, es fehlt ihnen an Tiefe. Die Handlung ist wenig überzeugend, insbesondere das Ende ist enttäuschend. Die Erzählung kann Leser, die sich abgerundete Charaktere und eine zusammenhängende Geschichte wünschen, nicht vollständig zufrieden stellen.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Fru Ines ist ein Stadtroman, der die Sehenswürdigkeiten, Geräusche und Gerüche des Konstantinopels des neunzehnten Jahrhunderts lebendig werden lässt.
Die Stadt ist ein Knotenpunkt, ein Treffpunkt von Ost und West, an dem privilegierte Europäer ein behütetes Leben führen, abgeschirmt vom Tumult und Elend der Straßen. Eine dieser Privilegierten ist Ines, eine spanische Levantinerin aus Alexandria, deren Ehe mit einem schwedischen Konsul ihr ein Leben in beneidenswertem Luxus beschert hat; doch hinter der polierten Fassade ist sie einsam und unerfüllt, gefangen in einer lieblosen Ehe.
Ihre Sehnsucht nach Leidenschaft bringt sie dazu, sich auf eine Affäre mit dem naiven jungen Schweden Arthur Flemming einzulassen. Doch die Liebe der beiden wird von Anfang an durch die Vorboten des Unglücks und die Gefahr der Entdeckung bedroht, und Ines wird unweigerlich von den schmutzigen Händlern gerettet, von denen sie sich so sorgfältig ferngehalten hat. Amalie Skram war eine Zeitgenossin von Henrik Ibsen und wie dieser eine scharfe Kritikerin der repressiven gesellschaftlichen Sitten und der Heuchelei.
Viele ihrer Werke sind ein leidenschaftlicher Bericht über die Art und Weise, wie Frauen aller Klassen in ihren sozialen Rollen gefangen sind, und tragen zu der großen Debatte über Sexualmoral bei, die viele nordische Schriftsteller im späten 19. Ihre weiblichen Charaktere sind unabhängig, rebellisch, ja sogar rücksichtslos; doch ihre Erziehung und ihre Lebensumstände verwehren ihnen die Erfüllung, die ihre Schöpferin so schmerzhaft für sich selbst erkämpft hat.