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Captive University: The Sovietization of East German, Czech, and Polish Higher Education, 1945-1956
Diese vergleichende Geschichte der Hochschulsysteme in Polen, Ostdeutschland und den tschechischen Ländern offenbart eine unerwartete Vielfalt innerhalb des osteuropäischen Stalinismus. Anhand von Informationen aus Archiven in jedem dieser Länder bietet John Connelly eine wertvolle Fallstudie, die zeigt, wie totalitäre Staaten ihre Politik an die Konturen der von ihnen beherrschten Gesellschaften anpassen.
Das kommunistische Diktum, dass die Universitäten von "bürgerlichen Elementen" gesäubert werden sollten, wurde in Ostdeutschland am besten umgesetzt, wo immer mehr Studenten aus Arbeiter- und Bauernfamilien stammten. Die polnische Partei behielt jedoch potenziell illoyale Professoren in der vergeblichen Hoffnung, dass sie eine neue Intelligenz ausbilden würden, und die tschechischen Stalinisten schafften es nicht, dass Arbeiter- und Bauernstudenten an den tschechischen Universitäten die Mehrheit bildeten.
Connelly geht auf diese Unterschiede ein, indem er das vorstalinistische Erbe dieser Länder und insbesondere ihre Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg untersucht. Das Versagen der polnischen und tschechischen Führung bei der Umgestaltung ihrer Universitäten wurde besonders während der Krisen von 1968 und 1989 deutlich, als die Studenten die Reformbewegungen anführten. In Ostdeutschland hingegen blieben die Universitäten bis zum Schluss dem Staat treu, und die Studenten waren bei der Revolution von 1989 nicht anwesend.