
Jews Under Tsars and Communists: The Four Questions
Russland und die Judenfrage zeichnet die Entwicklung der volkstümlichen und offiziellen Überzeugungen über die angebliche Natur der Juden seit dem 18.
Jahrhundert nach und untersucht, wie die Wahrnehmung der Juden im späten kaiserlichen Russland und in der Sowjetunion die Politik der Regime ihnen gegenüber prägte. Damit liefert Robert Weinberg ein fruchtbares Objektiv, durch das die sozialen, wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Entwicklungen des modernen Russlands untersucht werden können.
Weinberg zeigt auf, dass die "Judenfrage" - und damit auch der Antisemitismus - Ende des 18. Jahrhunderts aufkam, als die Teilungen Polens Hunderttausende von Juden zu Untertanen der russischen Krone machten. Er argumentiert gekonnt, dass der Begriff selbst die Besonderheit der Juden als einer Gruppe von Menschen impliziert, deren Religion, Kultur und beruflicher Hintergrund sie daran hindert, sich in eine überwiegend christliche Gesellschaft einzufügen.
Das Buch legt dann dar, wie im Laufe der Zeit weitere Merkmale mit der Gruppe in Verbindung gebracht wurden: Insbesondere Debatten über Bürgerrechte, die Auswirkungen der Industrialisierung, die Entstehung des Nationalstaates und die Verbreitung neuer politischer Ideologien und Bewegungen trugen zum Wandel der "Judenfrage" bei. Der Inhalt der "Judenfrage" mag nicht statisch geblieben sein, aber ihr Zweck war stets die Frage, ob die Juden eine Bedrohung für die Stabilität und das Wohlergehen der Gesellschaften, in denen sie leben, darstellen oder nicht, und das ist es, was Weinberg in einem spezifisch russischen Kontext so sachkundig untersucht.