Bewertung:

Der Roman „Kairos“ von Jenny Erpenbeck handelt von einer komplexen Liebesbeziehung zwischen einer jungen Frau und einem älteren Mann vor dem Hintergrund der DDR und ihrer Wiedervereinigung. In den Rezensionen werden der Ehrgeiz und die Tiefe der Auseinandersetzung mit Themen der persönlichen und historischen Transformation hervorgehoben, auch wenn die Meinungen über die Ausführung und die emotionale Resonanz weit auseinandergehen.
Vorteile:Der Schreibstil wird als schön und gekonnt beschrieben. Der Roman ist eine faszinierende Erkundung einer missbräuchlichen Beziehung, die Parallelen zur politischen Landschaft Ostdeutschlands aufweist. Er bietet aufschlussreiche Überlegungen zu Geschichte, emotionaler Täuschung und gesellschaftlichem Wandel. Das Thema der persönlichen Bindungen inmitten historischer Umwälzungen ist fesselnd.
Nachteile:Die Erzählung kann aufgrund der nicht-linearen Zeitlinie und des Mangels an klarer Charakterentwicklung verwirrend sein. Viele Rezensenten empfanden die Beziehungsdynamik als ermüdend, emotional zermürbend oder sogar abstoßend und bemängelten einen Mangel an Humor oder Sympathie. Einige kritisierten, dass das Buch zu ehrgeizig sei, ohne eine befriedigende Lösung zu bieten.
(basierend auf 74 Leserbewertungen)
Jenny Erpenbeck (die Autorin von Go, Went, Gone und Visitation) ist eine epische Erzählerin und die wohl stärkste Stimme der deutschen Gegenwartsliteratur.
Erpenbecks neuer Roman Kairos - ein unvergesslich fesselndes Meisterwerk - erzählt die Geschichte einer Romanze, die Ende der 1980er Jahre in Ost-Berlin beginnt, als die neunzehnjährige Katharina zufällig den verheirateten Schriftsteller Hans in den Fünfzigern trifft. Ihre leidenschaftliche, aber auch schwierige Langzeitbeziehung spielt sich vor dem Hintergrund der untergehenden DDR ab, in den Umwälzungen, die die Auflösung 1989 mit sich bringt, und in dem, was danach kommt.
In ihrem unverwechselbaren Stil und mit ungeheurem Schwung beschreibt Erpenbeck den Weg zweier Liebender, während Katharina heranwächst und versucht, sich mit einer nicht immer idealen Romanze zu arrangieren, auch wenn eine ganze Welt mit ihrer eigenen Ideologie untergeht. Die Times Literary Supplement schreibt: "Das Gewicht der Geschichte, die besonderen Erfahrungen von Ost und West und die Art und Weise, wie die kulturelle und subjektive Erinnerung die individuelle Identität prägt, ist in Erpenbecks Werk immer präsent gewesen. Sie weiß, dass niemand nur schlecht ist, kein Staat nur verkommen, und sie fängt die existenzielle Verwirrung dieser Zeit zwischen Staaten und Ideologien meisterhaft ein.
Nach Meinung ihres begnadeten Übersetzers Michael Hofmann ist Kairos der große Roman nach der Wiedervereinigung. Und, wie The New Republic seine Arbeit als Übersetzer kommentiert hat: "Hofmanns Übersetzung ist von unschätzbarem Wert - sie schafft, was Übersetzungen angeblich nicht können: Sie ist zugleich 'loyal' und 'schön'.".