
Crisis in Russian Studies? Nationalism (Imperialism), Racism and War
Ziel dieses Buches ist es, eine Diskussion über die Krise in der Russlandforschung nach der Europakrise 2014 und dem russisch-ukrainischen Krieg anzustoßen, die von Historikern und Politikwissenschaftlern in der Russland- und Eurasienforschung noch nicht wahrgenommen wurde. Das Buch analysiert die Krise aus fünf Perspektiven.
Die erste ist, wie westliche Historiker die Ukrainer weiterhin in eine imperiale Geschichte "Russlands" einbeziehen, die den Ukrainern eine eigene Geschichte abspricht. Die zweite Perspektive zielt darauf ab, der verbreiteten Darstellung entgegenzutreten, die Krim sei "schon immer" "russisch" gewesen, und leugnet, dass die Tataren die Ureinwohner der Krim sind - nicht die Russen. Die dritte Perspektive konzentriert sich auf akademische orientalistische Ansätze in der Berichterstattung über die Ukraine und den russisch-ukrainischen Krieg.
Die vierte Perspektive verharmlost den russischen Nationalismus (Imperialismus) in Wladimir Putins Russland und ignoriert völlig die Wiederbelebung des zaristischen und weißen russischen Emigranten-Nationalismus, der die Existenz der Ukraine und der Ukrainer leugnet. Gleichzeitig übertreibt der akademische Orientalismus den Einfluss des ukrainischen Nationalismus in der Ukraine nach dem Euromaidan.
Die fünfte Perspektive kontert die Behauptung der Putinversteher-Wissenschaftler, dass in der Ukraine ein "Bürgerkrieg" stattfinde, mit umfangreichen Beweisen für russische militärische Aggression und Imperialismus. Schließlich zeigen diese fünf Faktoren zusammengenommen, dass die russischen Studien keinen Ausweg aus der Krise finden werden, wenn sie nicht begreifen, dass die Ursache des russisch-ukrainischen Krieges in der nationalen Identität Russlands und seiner Haltung gegenüber der Ukraine und den Ukrainern liegt und warum die Chancen für einen Frieden daher gering sind.