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Lilly and Her Slave
Fast 100 Jahre nachdem Hans Fallada sich selbst ins Gefängnis gebracht hat, wurden bisher unveröffentlichte und umgeschriebene Geschichten des deutschen Bestsellerautors aus der Mitte des Jahrhunderts entdeckt.
Es war der Wendepunkt, bevor er ein Bestsellerautor wurde: Hans Fallada stellte sich im September 1925 der Polizei, nachdem er wiederholt Geld veruntreut hatte, um seine Alkohol- und Morphiumsucht zu finanzieren.
Damals wurde ein Gerichtsarzt damit beauftragt, zu beurteilen, inwieweit Fallada zur Rechenschaft gezogen werden kann. Dieses verschollen geglaubte Gutachten wurde erst vor kurzem wiederentdeckt. Es ist ein außergewöhnlicher Fund, denn es enthält unveröffentlichte und umgeschriebene Geschichten von Fallada, die seinen frühen, unvergleichlichen Einblick in die weibliche Psyche offenbaren und sich mit bis dahin tabuisierten Themen wie Vergewaltigung und Abtreibung befassen.
Die Titelfigur, Lilly, ist ein junges, ungezähmtes, eigenwilliges Mädchen. Sie macht sich auf den Weg, um mit einem jungen Mann zu "spielen", verliert aber schließlich die Kontrolle über die Situation. Kaum in der Lage, ihre fragwürdigen Handlungen zu verbergen, landet sie in einem Sanatorium, wo sie sich mit einem anderen Patienten ein bizarres Duell der gegenseitigen Manipulation liefert. Am Ende ist es unmöglich zu sagen, wer den Sieg davonträgt.
Marie und Thilde, die Protagonistinnen zweier weiterer Geschichten, sind starke Frauen, die gegen die ihnen von der Gesellschaft auferlegten Muster rebellieren, während zwei männliche Außenseiter, Pogg und Robinson, in einer Gefängniszelle Zuflucht und Hoffnung suchen.
Diese Geschichten - geschrieben, während der Autor im Gefängnis die Gelegenheit genoss, sich von seinen Süchten zu befreien - offenbaren einer neuen Generation von Lesern Falladas immense Begabung und seine intensiven Kämpfe mit der Dynamik menschlicher Beziehungen.