
Plato and the Invention of Life
Die Frage des Lebens, so argumentiert Michael Naas, wird von Platon zwar selten in den Vordergrund gestellt, durchzieht und strukturiert aber sein Denken. Indem er das Sein in Begriffen des Lebens charakterisiert, beginnt Platon in vielen seiner späteren Dialoge, einschließlich des Staatsmannes, einen Begriff des wahren oder wirklichen Lebens zu entdecken - oder besser gesagt zu erfinden -, der sich von allem rein biologischen oder tierischen Leben abhebt, eine Form des Lebens, die wertvoller ist als alles, was wir Leben nennen, und jedes Leben, das tatsächlich gelebt werden kann.
Diese Betonung des Lebens in den platonischen Dialogen erhellt die strukturelle Beziehung zwischen vielen von Platons altehrwürdigen Unterscheidungen, wie Sein und Werden, Seele und Körper. Gleichzeitig trägt sie dazu bei, die enorme Macht und Autorität zu erklären, die Platons Denken - im Guten wie im Schlechten - auf unsere gesamte philosophische und religiöse Tradition ausgeübt hat.
Naas' ebenso klare wie anspruchsvolle Darstellung bietet eine grundlegende Neudefinition des Lebensbegriffs, die eine Reihe zeitgenössischer Diskussionen beeinflusst, von der Biopolitik über den neuen Materialismus bis hin zur Stellung des Menschen in der lebendigen Welt.