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Russia and the Long Transition from Capitalism to Socialism
Aus dem Russland des frühen zwanzigsten Jahrhunderts ging der erste bedeutende Versuch der Welt hervor, eine moderne revolutionäre Gesellschaft aufzubauen. Dem marxistischen Wirtschaftswissenschaftler Samir Amin zufolge hat der große Umbruch, der einst die Sowjetunion hervorbrachte, auch eine Bewegung weg vom Kapitalismus hervorgebracht - ein langer Übergang, der bis heute anhält. In sieben prägnanten, provokanten Kapiteln untersucht Amin geschickt die Entwicklung des russischen Kapitalismus, die bolschewistische Revolution, den Zusammenbruch der Sowjetunion, die mögliche Zukunft Russlands - und im weiteren Sinne die Zukunft des Sozialismus selbst.
Amin gelingt es, eine Analyse des Klassenkampfes mit der Geopolitik zu verbinden - beides ist entscheidend für das Verständnis der einzigartigen und komplexen politischen Geschichte Russlands. Zunächst untersucht er die Entwicklung (oder das Fehlen derselben) des russischen Kapitalismus. Er sieht in der geopolitischen Isolation Russlands den Grund dafür, dass sich sein kapitalistisches Imperium so anders entwickelt hat als das westeuropäische, und den Grund für Russlands vermeintliche "Rückständigkeit". Doch Russlands einzigartiger Kapitalismus erwies sich als fruchtbarer Boden, auf dem die Bolschewiki die Macht übernehmen konnten, und Amin beschreibt den Aufstieg und Fall des revolutionären Sowjetsystems. In einem eindringlichen Kapitel über die Ukraine und den Aufstieg des globalen Faschismus legt Amin schließlich die Bedingungen dar, die Russland braucht, um sich neu zu erschaffen und vielleicht wieder den langen Weg zum Sozialismus einzuschlagen. Samir Amins große Leistung in diesem Buch besteht nicht nur darin, die historischen Tragödien und Triumphe Russlands zu erklären, sondern auch unsere Hoffnungen auf ein schnelles Ende eines zunehmend unerträglichen Kapitalismus zu dämpfen.
Dieses Buch bietet eine Fülle von Denkanstößen und ist ein erhellendes Mittel, um die in der Linken so verbreiteten reduktionistischen Argumente über "Revolution" zu überwinden. Samir Amins Buch - und die Aktionen, die sich daraus ergeben könnten - sind notwendiger denn je, wenn die Welt die Barbarei vermeiden will, in die der Kapitalismus die Menschheit stürzt.