
Situatedness, or, Why We Keep Saying Where We re Coming From
"Lassen Sie mich Ihnen sagen, woher ich komme..." - so beginnt so manche Diskussion in der zeitgenössischen US-amerikanischen Kultur. Bedrängt von dem fast zwanghaften Wunsch, uns innerhalb einer bestimmten Matrix von Bezugspunkten zu verorten (zum Beispiel "als Eltern zweier Kinder" oder "als Ingenieur" oder "als Hochschulabsolvent"), scheinen wir sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch im alltäglichen Sprachgebrauch die Idee eines universellen menschlichen Subjekts entschieden abzulehnen. Doch was sagt uns diese Rhetorik der Selbstzugehörigkeit? Was ist ihre Geschichte? David Simpsons Situatedness wirft einen kritischen Blick auf diese derzeit populäre Form der Identifikation und legt nahe, dass es sich dabei keineswegs um eine einfache Wendung handelt, sondern um eine ganze Denkstruktur.
Simpson verfolgt das rhetorische Syndrom durch seine wahrhaft interdisziplinäre Genealogie. Er erörtert die Rolle des Syndroms in den Bereichen Rechtstheorie, Sozialwissenschaft, Fiktion, Philosophie und Ethik und argumentiert, dass der Diskurs der Situiertheit aus einer unbeständigen Mischung aus Bescheidenheit und Aggressivität besteht. Er oszilliert, mit anderen Worten, zwischen der Annahme einer vollständigen kausalen Vorbestimmung und der Befürwortung persönlicher Handlungsfähigkeit und Verantwortung. Simpsons Studie lehnt die gegenwärtige Sprache der Selbstspezifizierung weder vollständig ab noch befürwortet sie sie. Vielmehr lenkt sie die Aufmerksamkeit auf die Grenzen und Möglichkeiten der Situiertheit - eines Begriffs, dessen ideologisches Abgleiten sie letztlich als Voraussetzung für das Funktionieren spätkapitalistischer liberaler Demokratien betrachtet.
Aufgrund seines großen Umfangs und seiner lebendigen Darstellung wird Situatedness eine Reihe von Geistes- und Rechtswissenschaftlern ansprechen. Es wird auch all jene interessieren, für die die Politik der Subjektivität echte Probleme der Autorität, der Identität und des Glaubens aufwirft.