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Speculative Taxidermy: Natural History, Animal Surfaces, and Art in the Anthropocene
Die Taxidermie, einst eine Domäne der Naturgeschichte und dem Streben nach naturgetreuem Realismus gewidmet, ist in jüngster Zeit in der Welt der zeitgenössischen Kunst, Kultur und Innenarchitektur wieder aufgetaucht. In Speculative Taxidermy bietet Giovanni Aloi eine umfassende Darstellung der Diskurse und Praktiken, die das Aufkommen der Taxidermie in der zeitgenössischen Kunst ermöglicht haben.
Unter Rückgriff auf die spekulative Wende in der Philosophie und die Rückbesinnung auf vergangene alternative Geschichten von Kunst und Materialität aus einer biopolitischen Perspektive theoretisiert Aloi die spekulative Taxidermie als eine mächtige Schnittstelle, die neue ethische und politische Möglichkeiten in den Beziehungen zwischen Mensch und Tier eröffnet und aufzeigt, wie die Darstellung von Tieren die Dringlichkeit des Klimawandels, der kapitalistischen Ausbeutung und des Massenaussterbens vermittelt. Dieser entschieden nicht-anthropozentrische Blick auf die Materialität eines der umstrittensten Medien in der Kunst hinterfragt schonungslos vergangene und gegenwärtige Vorstellungen von der Trennung des Menschen vom Tierreich.
Er stellt die Präparation als eine mächtige Schnittstelle zwischen Mensch und Tier dar, die in einer gemeinsamen ontologischen und physischen Verwundbarkeit wurzelt. Unter sorgfältiger Berücksichtigung einer Reihe von Schlüsselbeispielen, darunter Arbeiten von Nandipha Mntambo, Maria Papadimitriou, Mark Dion, Berlinde De Bruyckere, Roni Horn, Oleg Kulik, Steve Bishop, Snaebjornsdottir/Wilson und Cole Swanson, kontextualisiert Speculative Taxidermy die unverwüstliche Präsenz von Tierhäuten im Galerieraum als produktive Möglichkeit, ethische und politische Positionen in den Beziehungen zwischen Mensch und Tier neu zu überdenken.