Bewertung:

Die Rezensionen zu „Voices from S-21“ heben David Chandlers umfangreiche Recherchen über das kambodschanische S-21-Gefängnis während des Regimes der Roten Khmer hervor, die sowohl einen historischen Kontext als auch eine psychologische Analyse der Ereignisse bieten. Während viele Leser das Buch für seine wissenschaftliche Herangehensweise und den Einblick in ein dunkles Kapitel der Geschichte loben, kritisieren andere, es sei trocken, repetitiv und konzentriere sich zu sehr auf Fußnoten statt auf persönliche Erzählungen.
Vorteile:⬤ Gut recherchierte und aufschlussreiche Analyse des S-21-Gefängnisses und des Regimes der Roten Khmer.
⬤ Bietet eine historische Perspektive auf die Ereignisse und stellt eine Verbindung zu anderen Völkermorden her.
⬤ Kann als wertvolle Quelle für das Verständnis von Menschenrechtsfragen dienen.
⬤ Empfehlenswert für alle, die sich für die Geschichte Kambodschas und die Psychologie von Unterdrückungsregimen interessieren.
⬤ Manche Leser finden den Text trocken und schwer verständlich.
⬤ Kritik an den sich wiederholenden Erzählungen und dem Mangel an persönlichen Geschichten von Überlebenden.
⬤ Der starke Rückgriff auf Fußnoten lässt das Buch akademisch und weniger erzählorientiert erscheinen.
⬤ Einige Leser hatten angesichts des Titels mehr Berichte aus erster Hand erwartet und waren enttäuscht über den Mangel an persönlichen Erzählungen.
(basierend auf 26 Leserbewertungen)
Voices from S-21: Terror and History in Pol Pot's Secret Prison
Die grausame Folterung und Hinrichtung von Hunderttausenden von Kambodschanern durch Pol Pots Rote Khmer in den 1970er Jahren ist eine der größten menschlichen Katastrophen des Jahrhunderts. David Chandler, ein weltweit anerkannter Kambodscha-Historiker, untersucht das Phänomen der Roten Khmer anhand einer ihrer wichtigsten Einrichtungen, dem Geheimgefängnis außerhalb von Phnom Penh, das unter dem Codenamen "S-21" bekannt ist. Die Einrichtung war ein Verhörzentrum, in dem mehr als 14.000 "Feinde" verhört, gefoltert und zu Geständnissen konterrevolutionärer Verbrechen gezwungen wurden. Weniger als ein Dutzend Gefangene verließen S-21 lebend.
Während der Zeit des Demokratischen Kampuchea (DK) war die Existenz von S-21 nur den Insassen und einigen hochrangigen Funktionären der Roten Khmer bekannt. Als die einmarschierenden vietnamesischen Truppen das Gefängnis 1979 entdeckten, lagen die Leichen der Ermordeten überall verstreut und die Folterinstrumente waren noch vorhanden. Außerdem wurde ein umfangreiches Archiv mit Fotos von Opfern, Kader-Notizbüchern und DK-Publikationen gefunden. Chandler stützt sich auf Beweise aus dem S-21-Archiv sowie auf Material, das an anderer Stelle in Phnom Penh aufgetaucht ist. Er befragt auch Überlebende von S-21 und ehemalige Mitarbeiter des Gefängnisses.
Die Dokumentation der Gewalt und des Terrors, die in S-21 stattfanden, ist nur ein Teil der Geschichte von Chandler. Ebenso wichtig ist sein Versuch, die Geschehnisse dort so zu verstehen, dass sie für die Überlebenden, die Historiker und den Rest von uns von Nutzen sein könnten. Chandler erörtert die "Kultur des Gehorsams" und die damit einhergehende Entmenschlichung, wobei er Parallelen zwischen den Hinrichtungen der Roten Khmer und den Moskauer Schaupfaden der 1930er Jahre, dem Völkermord der Nazis, den indonesischen Massakern von 1965-66, dem Einsatz von Folter durch das argentinische Militär in den 1970er Jahren und den jüngsten Massentötungen in Bosnien und Ruanda anführt. In jedem dieser Fälle zeigt Chandler, wie die systematisch abwertende und rassistische Verwandlung von Opfern in "andere" es leichter machte, sie zu misshandeln und zu töten. Voices from S-21 ist mehr als eine Chronik der Barbarei der Roten Khmer, es ist auch eine kluge Untersuchung der psychologischen Dimensionen des staatlich geförderten Terrorismus, der Menschen dazu bringt, Handlungen von unsagbarer Brutalität zu begehen.