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Tactical Nuclear Weapons and NATO
Die NATO ist von Anfang an ein "nukleares" Bündnis gewesen. Nuklearwaffen dienten dem doppelten Zweck, sowohl Teil der militärischen Planung der NATO zu sein als auch im Mittelpunkt der Abschreckungsstrategie des Bündnisses zu stehen.
Mehr als vier Jahrzehnte lang waren die NATO-Staaten bestrebt, konventionelle und nukleare Streitkräfte, Doktrinen und vereinbarte Strategien zu finden, die die Verteidigung Europas mit derjenigen der Vereinigten Staaten verbinden. In Anbetracht der sich verändernden Sicherheitslage muss das Bündnis nun jedoch die Rolle und die Zukunft taktischer oder nichtstrategischer Kernwaffen (NSNW) prüfen. Aus dieser Analyse ergeben sich zwei klare Schlussfolgerungen.
Erstens ist in den mehr als zwei Jahrzehnten seit dem Ende des Kalten Krieges das eigentliche Problem, d.h.
die Frage, was mit Waffen geschehen soll, die in einem früheren Jahrhundert für die Möglichkeit eines Dritten Weltkriegs gegen ein nicht mehr existierendes Militärbündnis entwickelt wurden, sowohl innerhalb als auch außerhalb der Regierungen zu wenig untersucht worden. Taktische Waffen sind zwar weniger beeindruckend als ihre strategischen Geschwister, bergen jedoch erhebliche sicherheitspolitische Risiken, und ihnen wird nicht die Aufmerksamkeit zuteil, die ihrer Bedeutung angemessen wäre.
Zweitens liegt es auf der Hand, dass der Status quo, wie auch immer die Zukunft dieser Waffen aussehen mag, inakzeptabel ist. Für die NATO ist es an der Zeit, entschlossenere Entscheidungen zu treffen, eine kohärente Strategie zu entwickeln und konkretere Pläne für ihren nuklearen Status zu formulieren. Folglich sind Entscheidungen über die Rolle von Kernwaffen innerhalb des Bündnisses und die damit verbundenen Analysen von grundlegender Bedeutung für die künftige Identität der NATO.
Auf dem Lissabonner Gipfel in Portugal im November 2010 beschloss das Bündnis, die Überprüfung der Abschreckungs- und Verteidigungsbereitschaft (Deterrence and Defense Posture Review - DDPR) durchzuführen. Damit sollen diese schwierigen Fragen noch vor dem nächsten NATO-Gipfel im Mai 2012 beantwortet werden. Die Vereinigten Staaten und ihre engsten Verbündeten müssen künftige Bedrohungen definieren und dabei die Identität, den Zweck und die entsprechenden Streitkräfteanforderungen der NATO klären.
Bislang ist die NATO nach wie vor ein "Nuklearbündnis", aber es wird immer schwieriger zu definieren, was das bedeutet.