Bewertung:

Jullien untersucht in seinem Buch die Unterschiede zwischen chinesischem und griechischem Denken und erforscht, wie diese unterschiedlichen Paradigmen die Kommunikation und das Verständnis beeinflussen. Er betont die indirekte, suggestive Natur des chinesischen Denkens im Gegensatz zur direkten, analytischen Herangehensweise der griechischen Philosophie und plädiert für eine neutrale Denkweise, um die Nuancen der chinesischen Sensibilität zu verstehen.
Vorteile:Jullien wird für seine profunde Gelehrsamkeit und seine Fähigkeit gelobt, das chinesische Denken auf eine Weise darzustellen, die für westliche Leser ansprechend ist. Das Buch wird als erfrischend und eindringlich beschrieben und bietet Einblicke in kulturelle Unterschiede, die zu einem besseren Verständnis der intellektuellen Vielfalt der Menschheit beitragen. Viele Rezensenten empfehlen es als unverzichtbare Lektüre für alle, die an globalen Perspektiven interessiert sind.
Nachteile:In einigen Kritiken wird der Wunsch geäußert, die historischen und politischen Gründe für die Bevorzugung des indirekten Ausdrucks im chinesischen Denken gründlicher zu erforschen. Die Komplexität von Julliens Vergleichen kann auch für Leser, die eine einfache Analyse suchen, eine Herausforderung darstellen.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Detour and Access: Strategies of Meaning in China and Greece
Eine Untersuchung der zentralen Rolle indirekter Ausdrucksformen im alten China.
Inwiefern profitieren wir davon, indirekt von Dingen zu sprechen? Wie ermöglicht uns eine solche Distanzierung, Menschen und Objekte besser zu entdecken - und zu beschreiben? Inwiefern hat die Distanzierung eine Wirkung? Was können wir gewinnen, wenn wir uns der Welt auf Umwegen nähern? Mit anderen Worten: Wie ermöglicht der Umweg einen Zugang? So beginnt Francois Julliens Untersuchung der Strategie, Subtilität und Bedeutungsproduktion in alten und modernen chinesischen ästhetischen und politischen Texten und Ereignissen. Indem er sich zwischen den rhetorischen Traditionen des antiken Griechenlands und Chinas bewegt, versucht Jullien nicht, einen einfachen Vergleich der beiden Zivilisationen anzustellen. Vielmehr nutzt er die jeweilige Perspektive, um sich einen Zugang zu einer Kultur zu verschaffen, die von vielen Westlern als fremd empfunden wird - "Für mich ist alles chinesisch" - und deren Fremdheit durch die Annahme ihrer Vertrautheit in den Hintergrund gedrängt wurde. Er nutzt diesen Vergleich auch, um die Rolle des griechischen Denkens in der westlichen Zivilisation zu beleuchten. Jullien liest die wichtigsten Texte des chinesischen Denkens erneut - das Buch der Lieder, die Analekten des Konfuzius und die Werke von Mencius und Lao-Tse. Er befasst sich mit der Frage der schrägen, indirekten und anspielenden Bedeutung, um zu erforschen, wie die Techniken des Umwegs Zugang zu subtileren Bedeutungen bieten, als sie durch direkte Annäherungen erreichbar sind.
Jullien kommt zu dem Schluss, dass die indirekte Rede eine komplexe Form der Angabe darstellt, die für verschiedene Perspektiven und Variationen offen ist und sich unendlich an bestimmte Situationen und Kontexte anpassen lässt. Indem er sich auf das konzentriert, was nicht gesagt wird oder was nur durch andere Mittel gesagt wird, zeichnet Jullien die Vorteile und Kosten dieser rhetorischen Strategie nach, in der es keine absolute Wahrheit gibt.