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Embodied Progress: A Cultural Account of Assisted Conception
Diese Neuauflage von Sarah Franklins klassischer Monographie über die Entwicklung der In-vitro-Fertilisation (IVF) enthält zwei völlig neue Kapitel, in denen die Relevanz der Erkenntnisse des Buches im Kontext der letzten zwei Jahrzehnte reflektiert wird und die einen Überblick über den heutigen Stand der Wissenschaft geben.
In den letzten 25 Jahren sind sowohl die Branche der künstlichen Befruchtung als auch das akademische Feld der Reproduktionsforschung enorm gewachsen. Insbesondere die künstliche Befruchtung (IVF) wird mit Verspätung als eine der einflussreichsten Technologien des 20. und 21. Jahrhunderts anerkannt, die weitreichende Auswirkungen hat, die bisher unterschätzt, zu wenig untersucht und zu wenig berichtet wurden. In diesem bahnbrechenden Text wird zum ersten Mal die Entstehung der kommerziellen IVF im Vereinigten Königreich untersucht, wo die Technik ursprünglich entwickelt wurde. In den 1980er Jahren entwickelte das britische Parlament inmitten einer heftigen öffentlichen und medialen Debatte über IVF und Embryonenforschung ein einzigartiges System umfassender nationaler Regelungen für die assistierte Reproduktion. Franklin zeichnet diese Entwicklungen nach und untersucht ihre Bedeutung in Bezug auf klassische anthropologische Debatten über die Bedeutung von Verwandtschaft, Geschlecht und die "biologischen Fakten" der Elternschaft. Das Buch stützt sich auf ausführliche persönliche Interviews mit Frauen und Paaren, die sich einer IVF unterziehen, sowie auf ethnografische Feldforschungen in frühen IVF-Kliniken und untersucht die einzigartigen Anforderungen der IVF-Technik. In detailreichen Kapiteln dokumentiert es die "auf den Kopf gestellte" Welt der IVF und wie die Erfahrung der IVF die Anwenderinnen in einer Weise verändert, die sie nicht erwartet hatten.
Franklin argumentiert, dass solche Erfahrungen ein entscheidendes Merkmal translationaler biomedizinischer Verfahren im Allgemeinen offenbaren - nämlich, dass es sich dabei um "Hoffnungstechnologien" handelt, die paradoxerweise neue Unsicherheiten und Risiken erzeugen, und zwar genau in dem Raum, in dem sie angeblich gelöst werden. Das letzte Kapitel befasst sich eingehend mit dem Konzept der "Hoffnungstechnologie" sowie mit der Idee des "Ausprobierens" und nutzt diese Rahmen, um die zeitgenössischen Reproduktionsstudien mit zentralen soziologischen und anthropologischen Argumenten über Wirtschaft, Gesellschaft und Technologie zu verbinden.
Vor dem Hintergrund des rapiden Rückgangs der Fertilität und des enormen Wachstums der Fertilitätsindustrie ist dieser Band heute sogar noch aktueller als bei seiner Erstveröffentlichung zu Beginn der von Franklin so genannten "iFertility"-Ära. Embodied Progress" ist eine unverzichtbare Lektüre für alle sozialwissenschaftlichen Akademiker und Studenten, die sich für das aufkeimende neue Feld der Reproduktionsstudien interessieren. Es ist auch eine wertvolle Quelle für Praktiker, die in den Bereichen reproduktive Gesundheit, Biomedizin und Politik arbeiten.