
Knowing Fictions: Picaresque Reading in the Early Modern Hispanic World
Jahrhundert exponentiell aus, und da sich die Horizonte der imperialen Erfahrung immer weiter entfernten, wurden Strategien, die den Akt der Zeugenschaft vermitteln sollten, zu einer wichtigen Quelle der textlichen Autorität. Von der Relatio bis zur Gefangenschaftserzählung stützte sich das spanische imperiale Projekt in hohem Maße auf die Autorität der Ich-Erzählungen, deren Authentizität die ideologische Grundlage für die nationale Konsolidierung, Expansion und Eroberung bildete.
Gleichzeitig verlangte der zunehmende Druck zur religiösen Konformität in Spanien wie in ganz Europa von den Untertanen, sich vor externen Autoritäten in intimen Glaubensbekenntnissen zu entblößen. In diesem spannungsgeladenen Kontext stellt die unzuverlässige Stimme des p caro eine rhetorische Herausforderung an die Autorität des Zeugen dar und destabilisiert die Möglichkeit einer vertrauenswürdigen Darstellung gerade wegen seiner oder ihrer intimen Beteiligung an der Erzählung. In Knowing Fictions versucht Barbara Fuchs, die Kategorie des Pikaresken zu überdenken und sie gleichzeitig wieder in der frühneuzeitlichen hispanischen Welt zu verankern, aus der sie hervorgegangen ist.
Fuchs geht über den traditionellen Pikaresken-Kanon hinaus und zeichnet die mediterranen Wege der Diaspora, der Gefangenschaft und der kaiserlichen Rivalität in einem Korpus von Texten nach, die pikareske Konventionen zur Anfechtung der narrativen Autorität einsetzen. Indem er die Pikareske nicht nur als ein Genre mit mehr oder weniger strikt definierten Grenzen betrachtet, sondern als eine Reihe literarischer Strategien, die die Mechanismen der Wahrheitserzählung selbst hinterfragen, zeigt Fuchs, wie selbstbewusst fiktionale pikareske Texte die Leser effektiv dazu ermutigten, eine kritische Haltung gegenüber den Wahrheitsansprüchen einzunehmen, die in den Formen des autoritären Diskurses, die im kaiserlichen Spanien wuchsen, enthalten waren.