
Twelve Collections
Was steckt hinter dem menschlichen Drang, Dinge zu sammeln? Was ist die wahre Psychologie des Kleptomanen? Diese Fragen betreffen uns alle; in jedem Menschen schlummert ein fanatischer Philatelist oder ein monomanischer Lepidopterologe, der nur darauf wartet, auszubrechen.
In seinem neuen Erzählzyklus Zwölf Sammlungen widmet sich Zoran Zivkovic, der Meister der surrealen Fantasie, dieser Problematik mit seinem fruchtbaren Geist. Einige von Zivkovics Figuren sind einsame Exzentriker, die aufgrund von Launen des Temperaments oder des Schicksals dazu getrieben werden, ungewöhnliche Objekte zu sammeln; andere sind Opfer metaphysischer Sammler aus dem Jenseits, die es auf Erinnerungen, Gefühle und andere lose Seelenfragmente abgesehen haben.
Auf diesen Seiten werden die tief greifenden karmischen Folgen von fotografischem Narzissmus, wahnwitzigen Aufzeichnungen, dem Archivieren von Nagelabschnitten und dem unendlichen Auskosten von Wörtern erläutert; hier wird auch beispielhaft davor gewarnt, die Hoffnung aufzugeben, ohne Kreativität zu leben, einen zu heiteren Himmel anzunehmen und mitten in einer traumverhangenen Nacht ans Telefon zu gehen. Natürlich bleibt das Leben auch mit solch klugen Ratschlägen ungewiss und gefährlich; aber selbst wenn endgültige Antworten nie gefunden werden können, ist eine Zivkovic-Sammlung immer ein eminentes Sammelobjekt...