Bewertung:

Leitharts Buch „Gratitude: An Intellectual History“ bietet eine eingehende wissenschaftliche Untersuchung des Konzepts der Dankbarkeit in der westlichen Geschichte, von den antiken Gesellschaften bis zu zeitgenössischen philosophischen Diskussionen. Die Erzählung beleuchtet die Entwicklung und Bedeutung der Dankbarkeit, insbesondere aus christlicher Sicht, und kritisiert moderne Vorstellungen von Undankbarkeit. Das Buch ist zwar fesselnd und regt zum Nachdenken an, wird aber auch als anspruchsvolle Lektüre beschrieben, die einen starken akademischen Hintergrund erfordert, um sie vollständig zu verstehen.
Vorteile:⬤ Bietet eine einzigartige historische Erforschung der Dankbarkeit und füllt damit eine Lücke in der Wissenschaft.
⬤ Bietet eine provokative Erzählung, die verschiedene philosophische und theologische Perspektiven miteinander verbindet.
⬤ Gut informiert und aufschlussreich, zeigt Leitharts interpretatorische Sensibilität und sein tiefes Textverständnis.
⬤ Versucht, die Moderne auf eine Weise zu erzählen, die sie mit christlichen Werten verbindet und einen hoffnungsvollen Weg in die Zukunft aufzeigt.
⬤ Gilt als schwierige, akademische Lektüre, die ein breites Publikum nicht ansprechen dürfte.
⬤ Viele Verweise, die für weniger vertraute Leser eine Herausforderung darstellen könnten.
⬤ Manche Leser könnten die These von der Möglichkeit einer theistischen Moderne für zu optimistisch halten.
⬤ Der christlich-zentrische Ansatz der Erzählung könnte auf manche Leser totalisierend wirken.
(basierend auf 2 Leserbewertungen)
Gratitude: An Intellectual History
Dankbarkeit wird oft eher als Etikette denn als Ethik verstanden, eher als Gefühl denn als Politik. Das war nicht immer so.
Von Seneca bis Shakespeare war die Dankbarkeit eine öffentliche Tugend. Der Kreislauf von Wohltätigkeit und Gegenleistung trug zur Stärkung der Gesellschaft bei. Doch zu Beginn der Neuzeit begannen europäische Denker, sich eine politische Wirtschaft vorzustellen, die von der Last der Dankbarkeit befreit ist.
Dieses Umdenken war zwar Teil eines umfassenderen Säkularisierungsprozesses, aber es war auch ein verzerrtes Nebenprodukt eines Impulses, der letztlich in den Lehren Jesu und des Apostels Paulus wurzelte. Die Christen glaubten, dass Gott im Mittelpunkt des Kreises der Dankbarkeit steht.
Gott war der Gegenstand der Danksagung und Gott gab gnädig. So lehrten die Christen, dass die Gnade die drückenden Schulden einer rein politischen Dankbarkeit aufhebt. Dankbarkeit: An Intellectual History untersucht die sich wandelnden Vorstellungen von Dankbarkeit von Homer bis zur Gegenwart.
Dabei hebt Peter J. Leithart die tiefgreifenden kulturellen Auswirkungen der frühchristlichen „Undankbarkeit“ hervor, die Befreiung der Menschheit von den Fesseln sozialer und politischer Gegenseitigkeit durch einen gütigen Gott, der gnädig gab - und weiterhin gibt.