Bewertung:

Das Buch „History of Psychiatry“ bietet einen umfassenden und fesselnden Überblick über die Entwicklung der Behandlung psychischer Erkrankungen in Großbritannien und stützt sich dabei weitgehend auf Archivquellen. Die Leser finden es gut geschrieben und informativ, so dass es sich auch für eine gelegentliche Lektüre eignet.
Vorteile:⬤ Spannend und gut geschrieben
⬤ informativ mit umfassenden historischen Einblicken
⬤ stark auf Archivquellen gestützt
⬤ sehr empfehlenswert für alle, die sich für die Geschichte des Wahnsinns interessieren
⬤ geeignet für die Forschung und unterhaltsam für Gelegenheitsleser.
Einige Leser sind mit bestimmten Schlussfolgerungen des Buches nicht einverstanden.
(basierend auf 6 Leserbewertungen)
Most Solitary of Afflictions: Madness and Society in Britain, 1700-1900
Die routinemäßige Einweisung von Geistesgestörten in ein Netz von spezialisierten und eigens dafür errichteten Anstalten ist im Wesentlichen ein Phänomen des 19. Ebenso entstand erst in der viktorianischen Ära ein neuer selbstbewusster und organisierter Berufsstand der Psychiatrie, der versuchte, die Verrückten in "therapeutische Isolation" zu sperren.
In diesem Buch untersucht Andrew Scull die Entwicklung der Behandlung von Wahnsinnigen in England und Wales. Er spürt den Veränderungen in den sozialen Praktiken und Überzeugungen nach, untersucht, wie die institutionelle Verwaltung der Wahnsinnigen die traditionellen Systeme der familiären und lokalen Betreuung ablöste, und erforscht den auffälligen Kontrast zwischen den utopischen Erwartungen der Gründer der Irrenanstalten und der harten Realität des Lebens in diesen Anstalten. Scull verortet die Wurzeln der neuen Ideen über den Wahnsinn und seine Behandlung in den tiefgreifenden Veränderungen in der politischen, wirtschaftlichen und sozialen Struktur der britischen Gesellschaft und in den damit verbundenen Verschiebungen im intellektuellen und kulturellen Horizont der herrschenden Klassen.
Er erklärt, dass ein immer breiteres Spektrum exzentrischer Verhaltensweisen unter dem Etikett des Wahnsinns untergebracht wurde, so dass die Irrenhäuser zu einem Aufbewahrungsort für die lästigen, senilen und altersschwachen Menschen wurden; die daraus resultierende Überfüllung der Irrenhäuser, so Scull, machte die ursprünglichen Ziele der Behandlung und Heilung unmöglich. Sculls provokative Darstellung zeigt, dass die Geschichte unserer Reaktionen auf den Wahnsinn zwar alles andere als eine unerlöste Parade von Schrecken und immer stärkerer Unterdrückung ist, aber ebenso wenig eine mitreißende Geschichte des Fortschritts der Menschheit und der Wissenschaft darstellt.
Dieses Buch, das auf Sculls Studie "Museums of Madness" basiert, ist eine umfassende Überarbeitung und Erweiterung dieses früheren Textes. Auf der Grundlage seiner eigenen und der in den letzten 15 Jahren durchgeführten Forschungen fügt Scull diesem Werk zur Geschichte der Psychiatrie und der britischen Gesellschaft des 19.
Jahrhunderts neue Dimensionen hinzu.