Bewertung:

Das Buch ist ein umfassendes und gut recherchiertes Nachschlagewerk über den französischen Stummfilm, das seine Entwicklung von den Anfängen bis ins frühe 20. Jahrhundert detailliert beschreibt, wobei der Schwerpunkt auf dem historischen Kontext und der Entwicklung von Filmerzählungen und Schnitttechniken liegt.
Vorteile:Tadellose Recherche, übersichtliche Darstellung, umfassende historische Dokumentation, nützlicher Anhang mit Filmografie, ausführliche Endnoten, reiches Bildmaterial mit Fotos aus Filmen, tiefer Einblick in die Entwicklung des frühen französischen Kinos.
Nachteile:Überwältigend für Neulinge in der Filmgeschichte, dicht an Beispielen, die bei längerer Lektüre ineinander verschwimmen können, könnte von mehr Abschnittsunterbrechungen profitieren, um die Lesbarkeit zu verbessern.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
The Cine Goes to Town: French Cinema, 1896-1914, Updated and Expanded Edition
Richard Abels meisterhaftes neues Buch schreibt die Geschichte des französischen Kinos zwischen 1896 und 1914 radikal um, insbesondere in den Jahren, in denen Path-Fr res, das erste große Unternehmen der neuen Industrie, in der Filmproduktion und im Filmvertrieb weltweit führend war. Auf der Grundlage einer umfassenden Untersuchung seltener Archivfilme und -dokumente und unter Einbeziehung neuerer sozial- und kulturgeschichtlicher Erkenntnisse über das Frankreich der Jahrhundertwende und die Vereinigten Staaten bietet sein Buch neue Einblicke in die früheste Geschichte des Kinos.
Abel schildert, wie sich die frühe französische Filmunterhaltung von einem Kino der Attraktionen zu dem narrativen Format wandelte, das sich Hollywood so erfolgreich zunutze machen würde. Er beschreibt die populären Genres der Epoche - Verfolgungsjagden, Trickfilme und Fiktionen, historische und biblische Geschichten, Familienmelodramen und Grand-Guignol-Erzählungen, Kriminal- und Detektivfilme - und zeigt den Wandel von Kurzfilmen zu Spielfilmen. Mit den Filmen entwickelten sich auch die Kinosäle, denn Live-Musik, Farbeffekte und andere neue Vorführtechniken und -praktiken zogen ein immer größeres Publikum an. Abel untersucht die Art und Weise, wie diese frühen Filme signifikante Unterschiede im gesellschaftlichen Leben Frankreichs abbildeten und dazu beitrugen, ein durch und durch bürgerliches Frankreich für die Dritte Republik zu schaffen.
The Cin Goes to Town zeigt den einzigartigen Beitrag des frühen französischen Kinos zur Entwicklung der Massenkulturindustrie auf. Im Vorfeld des hundertjährigen Jubiläums des Kinos wird diese überzeugende Darstellung der Rolle des Films bei der Herausbildung der sozialen und nationalen Identität ein breites Publikum von Filmwissenschaftlern, Sozial- und Kulturhistorikern und Filmliebhabern ansprechen.