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Second Time Around: From Art House to DVD
Die Programmkinos und Kinoclubs seiner Jugend sind verschwunden, aber die Filme, die D. A. Miller dort in den 1960er und 70er Jahren entdeckte, stehen ihm jetzt zur Verfügung. Mit DVDs und Streaming-Medien hat die Technologie das Angebot der alten Kinematheken in private Vorführungen verwandelt, die jeder nach Belieben wiederholen, unterbrechen, verlangsamen und anderweitig manipulieren kann.
In Second Time Around ergreift Miller diese Gelegenheit. In dreizehn Essays schaut er sich digital restaurierte Filme von Regisseuren von Mizoguchi bis Pasolini und von Hitchcock bis Honda an und sucht nicht nur nach dem, was er zuerst in ihnen gesehen hat, sondern auch nach dem, was ihm damals durch schnelle Kameraführung, normale Projektionsgeschwindigkeit, fehlende Bilder oder einfache Zensur vorenthalten wurde. Endlich hat er einen ungehinderten Blick auf die schwule Lederszene in Cruising, die überarbeiteten Spezialeffekte in The H-Man und das alternative Ende von Vertigo. Jetzt kann er die Feinheiten von Chabrols Anleihen bei Hitchcock, Viscontis mystifizierendem Marxismus oder die unemotionale Emotion bei Godard verfolgen.
Doch diese wiedergewonnene Vergangenheit ist seltsam beunruhigend; die Filme und der Autor haben sich in zu vielerlei Hinsicht verändert, als dass ihr Wiedersehen wie in alten Zeiten sein könnte. Die Nähe von Millers Aufmerksamkeit verdeutlicht die schmerzhaften Widersprüche von Jugend und Verfall, beschädigten Kopien und makellosen Restaurierungen.