Bewertung:

In dem Buch werden verschiedene Perspektiven auf die Zuwanderung von Muslimen in den Westen und deren Auswirkungen auf ihre Identität, Kultur und Interaktionen mit radikalen Elementen vorgestellt. Während einige Leser die Einsichten fesselnd und diskussionswürdig fanden, kritisierten andere den Autor dafür, dass er Schlüsselkonzepte verwirrt und vorherrschende Überzeugungen über den Islam und den Terrorismus nicht ausreichend entlarvt.
Vorteile:Das Buch bietet interessante Einblicke in die islamische Kultur und die Globalisierung, mit einem einzigartigen akademischen Blickwinkel. Es regt zum Nachdenken über die Abgrenzung des Islams vom Radikalismus an und bietet eine gründliche Untersuchung der muslimischen Einstellungen in einem westlichen Kontext. Die Leser schätzten die Fülle der dargestellten Fakten und das fundierte Wissen des Autors.
Nachteile:Viele Leser fanden das Buch aufgrund seiner Komplexität schwer zu lesen und zu verstehen. Zu den Kritikpunkten gehörten die Verwirrung des Autors in Bezug auf den Fundamentalismus, die Verallgemeinerungen über den christlichen Fundamentalismus und die unzureichende Entlarvung der weit verbreiteten Ansichten über den puristischen Islam und den Terrorismus. Einige merkten an, dass das Buch sehr viel Aufmerksamkeit erfordere und überwältigend sein könne, so dass man leicht wichtige Informationen übersehen könne.
(basierend auf 8 Leserbewertungen)
Globalized Islam: The Search for a New Ummah
Die weltweite Ausbreitung des Islam hat die Verbindung zwischen einer Religion, einer bestimmten Gesellschaft und einem Gebiet verwischt. Ein Drittel der Muslime auf der Welt lebt heute als Mitglied einer Minderheit.
Der Grund für diese Entwicklung ist einerseits die freiwillige Ansiedlung von Muslimen in westlichen Gesellschaften und andererseits die Verbreitung und der Einfluss westlicher Kulturmodelle und sozialer Normen. Die Wiederbelebung des Islams unter muslimischen Bevölkerungsgruppen in den letzten zwanzig Jahren wird oft fälschlicherweise als Gegenreaktion auf die Verwestlichung und nicht als eine ihrer Folgen angesehen. Der Neofundamentalismus hat unter einer wurzellosen muslimischen Jugend - insbesondere unter den Migranten der zweiten und dritten Generation im Westen - an Boden gewonnen, und dieses Phänomen nährt neue Formen des Radikalismus, die von der Unterstützung von Al Qaida bis zur völligen Ablehnung der Integration in die westliche Gesellschaft reichen.
In dieser brillanten Exegese der Bewegung des Islams jenseits der traditionellen Grenzen und seiner unfreiwilligen Verwestlichung argumentiert Olivier Roy, dass die islamische Wiederbelebung oder "Re-Islamisierung" aus den Bemühungen der verwestlichten Muslime resultiert, ihre Identität in einem nicht-muslimischen Kontext zu behaupten. Es hat sich eine Spaltung zwischen den islamistischen Hauptströmungen in der muslimischen Welt - einschließlich der Hamas in Palästina und der Hisbollah im Libanon - und den entwurzelten Kämpfern herausgebildet, die eine imaginäre ummah oder muslimische Gemeinschaft anstreben, die nicht in eine bestimmte Gesellschaft oder ein bestimmtes Gebiet eingebettet ist.
Roy bietet einen detaillierten Vergleich dieser transnationalen Bewegungen, seien sie nun friedlich, wie Tablighi Jama'at und die islamischen Bruderschaften, oder gewalttätig, wie Al Qaida. Er zeigt, wie der Neofundamentalismus ohne Nostalgie den Verlust ursprünglicher Kulturen anerkennt und stattdessen eine universelle religiöse Identität konstruiert, die den Begriff der Kultur selbst übersteigt.
Somit ist der zeitgenössische islamische Fundamentalismus keine singuläre Reaktion gegen die Verwestlichung, sondern ein Produkt und ein Agent der komplexen Kräfte der Globalisierung.