Bewertung:

Oliver Roys Buch „Is Europe Christian?“ bietet eine informative und aufschlussreiche Diskussion über den Status des Christentums in Europa, wobei der Schwerpunkt auf Westeuropa liegt. Das Buch untersucht die unterschiedlichen Haltungen verschiedener Gruppen gegenüber dem Christentum, darunter Säkularisten, Populisten und die katholische Kirche, und befasst sich auch mit den Auswirkungen gesellschaftlicher Veränderungen auf christliche Einrichtungen.
Vorteile:Das Buch wird als sehr informativ und zum Nachdenken anregend gelobt. Es deckt ein breites Spektrum an Themen ab, die den gesellschaftlichen Wandel christlicher Institutionen betreffen, und bietet eine differenzierte Analyse aus französischer Sicht, die wichtige Themen aufzeigt, die über Frankreich hinaus wirken. Das Buch ist als interessante Lektüre zu empfehlen.
Nachteile:Einige Leser werden vielleicht finden, dass das Buch in seinem Fokus etwas eingeschränkt ist, insbesondere durch die marginale Beschäftigung mit dem Islam. Außerdem erfolgt die Analyse in erster Linie aus französischer Sicht, wodurch der breitere europäische Kontext möglicherweise nicht angemessen erfasst wird. Das Buch ist relativ kurz, so dass sich manche Leser mehr Tiefe bei bestimmten Themen wünschen.
(basierend auf 3 Leserbewertungen)
Is Europe Christian?
Während Europa um Fragen der nationalen Identität, des Nativismus und der Einwanderung ringt, stellt Olivier Roy die Frage nach dem Stellenwert des Christentums, dem Fundament der westlichen Identität. Stellen Säkularismus und Islam wirklich eine Bedrohung für die „christlichen Werte“ des Kontinents dar? Was wird das Schicksal des Christentums in Europa sein?
Anstatt das bekannte Narrativ des Niedergangs zu wiederholen, hinterfragt Roy die Bedeutung der Reduzierung des Christentums auf eine rein kulturelle Kraft, die auf Themen wie Abtreibung, Euthanasie und gleichberechtigte Ehe verwiesen wird. Er veranschaulicht, dass weltweit genau das Gegenteil eingetreten ist: Das Christentum ist jetzt universalisiert und von der nationalen Identität losgelöst. Es hat sich nicht nur im globalen Süden durchgesetzt, im Allgemeinen in einer sozial konservativeren Form als im Westen, sondern ist auch nach Europa „zurückgekehrt“, nachdem es aus den ehemaligen Kolonien eingewandert war. Trotz der Versuche in Europa, das Christentum zu nationalisieren oder gar zu rassifizieren, ist die Zukunft des Christentums global, außereuropäisch und von Einwanderern geprägt - wie die Kirchen des Kontinents sehr wohl wissen.
Dieses kurze, aber erfrischende Buch bestätigt Roys Ruf als einer der scharfsinnigsten Beobachter unserer Zeit. Es stellt eine überzeugende und neuartige Vision des Platzes der Religion im heutigen nationalen Leben dar.