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The Debate that Changed the West: Grotius versus Althusius
Zu Beginn der Neuzeit fand eine Debatte statt, die den weiteren Verlauf der westlichen und damit der Weltzivilisation bestimmen sollte. Diese Debatte fand nicht in einer Versammlung oder einem Debattierzimmer statt. Sie fand in den Herzen und Köpfen der richtungsweisenden Intelligenz jener Zeit statt.
Zwei Figuren, die sich an dieser Debatte beteiligten, fungierten als Wegweiser an den Kreuzungen, die sich im späten 16. und frühen 17. Sie wirkten zu der Zeit und an dem Ort, an dem sich diese Entscheidung abzeichnen sollte: in und um die Niederländische Republik in ihrem Kampf um die Freiheit von der spanischen Monarchie. Sie teilten dasselbe Erbe, dieselben Zwänge und dieselben Einflüsse; der eine gestaltete es in einer Weise, die sich als durchschlagender Erfolg erwies und die als Orthodoxie, als Rahmen für rechtdenkende Menschen für die kommenden Jahrhunderte, angenommen wurde; der andere in einer Weise, die, obwohl sie eine kohärente und konstruktive Alternative bot, in der Dunkelheit schmachtete und erst in unseren Tagen von der versprengten Schar von Akademikern und Kirchenmännern (und -frauen), die entweder das Wissen um solche Dinge zu ihrer Sache machen oder eine Wehmut für und eine Ahnung von dieser Welt, die wir verloren haben, teilen, neues Interesse erhielt.
Der eine ist Hugo Grotius, weltberühmt, der sogenannte „Vater des Völkerrechts“. Auch wenn die Angemessenheit einer solchen Bezeichnung in unserer Zeit in wohlverdiente Zweifel geraten ist, sollte die paradigmatische Rolle, die sein Werk für den Verlauf unserer Zivilisation gespielt hat, nicht in Zweifel gezogen werden. Grotius hat die Synthese des sozio-politisch-rechtlichen und verfassungsrechtlichen Materials, die Ernte jahrhundertelanger Gelehrsamkeit, in die vertraute moderne Form gebracht, die in diesem Buch ausführlich untersucht werden soll. Es ist sein Weg, der gewählt wurde, seine Saat, die nun die Erntezeit erreicht hat.
Der andere ist Johannes Althusius, der durch die Aufklärung in Vergessenheit geriet, aber im 19. Jahrhundert durch den deutschen „Erwecker“ des Assoziationismus Otto von Gierke wieder zu Ehren kam. Althusius schöpfte aus demselben Quellenmaterial wie Grotius, um seine eigene Synthese des politischen, rechtlichen und verfassungsrechtlichen Denkens zu schaffen, eine Synthese, die dann in den Hintergrund geriet, als die konkurrierende Synthese triumphierte, die aber in unseren Tagen eine Renaissance erlebt, die eine theoretische Erneuerung unseres Verständnisses von Konstitutionalismus und Rechtsstaatlichkeit verspricht.
Diese beiden Männer verkörpern den Konflikt der westlichen Zivilisation. Der Weg des einen wurde eingeschlagen, der Weg des anderen abgelehnt. Denn am Scheideweg der westlichen Zivilisation wurde die ereignisreiche, schicksalhafte Entscheidung getroffen, den Weg des rationalistischen Individualismus anstelle des kommunitären Assoziationswesens zu beschreiten, den Weg von Grotius anstelle des Weges von Althusius. Es sind ihre Errungenschaften, die in diesem Buch beleuchtet werden.