Bewertung:

In den Rezensionen wird das Buch als eine wesentliche und aufschlussreiche Analyse des Klimawandels durch eine einzigartige literarische Linse hervorgehoben, die die oft übersehenen kulturellen und sozialen Aspekte betont. Ghoshs Argumente werden für ihre Originalität und Tiefe gelobt und bieten wertvolle Perspektiven auf die Auswirkungen von Kolonialismus und Kapitalismus auf die Klimaproblematik. Einige Leser äußern sich jedoch enttäuscht über die Schlussfolgerung des Buches und argumentieren, dass es die Rolle wissenschaftlicher und religiöser Perspektiven beim Umgang mit dem Klimawandel nicht angemessen darstellt.
Vorteile:Das Buch wird als informativ, aufschlussreich und gut geschrieben beschrieben, mit überzeugenden Argumenten, die den Klimawandel mit breiteren sozialen und historischen Themen in Verbindung bringen. Die Rezensenten schätzen die einzigartige Perspektive auf die Abwesenheit des Klimawandels in der Literatur und seine Relevanz für aktuelle Krisen. Die Qualität des Textes und die Tiefe der Analyse werden häufig gelobt, ebenso wie die Empfehlung, dass das Buch ein Muss für jeden ist, der sich mit Klimafragen beschäftigt.
Nachteile:Einige Leser fanden die Schlussfolgerung des Buches unbefriedigend, da sie der Meinung waren, dass es unrealistische Vorschläge bezüglich der Rolle religiöser Gruppen bei der Bewältigung des Klimawandels enthält. Darüber hinaus wurde in einigen Kritiken ein gewisses Maß an Wichtigtuerei erwähnt und darauf hingewiesen, dass das Buch die Beiträge der wissenschaftlichen Literatur und die Komplexität der Klimapolitik übersehen könnte.
(basierend auf 162 Leserbewertungen)
The Great Derangement: Climate Change and the Unthinkable
Sind wir geistesgestört? Der gefeierte indische Schriftsteller Amitav Ghosh vertritt die Ansicht, dass künftige Generationen dies durchaus so sehen könnten. Wie sonst ließe sich unser Versagen in Sachen Vorstellungskraft angesichts der globalen Erwärmung erklären? In seinem ersten großen Sachbuch seit In einem antiken Land untersucht Ghosh unsere Unfähigkeit - auf literarischer, historischer und politischer Ebene -, das Ausmaß und die Gewalt des Klimawandels zu begreifen.
Die extreme Natur der heutigen Klimaereignisse, so Ghosh, macht sie besonders widerstandsfähig gegen zeitgenössische Denk- und Vorstellungsweisen. Dies gilt insbesondere für die ernsthafte literarische Fiktion: Hundertjährige Stürme und irrwitzige Tornados erscheinen einfach zu unwahrscheinlich für den Roman; sie werden automatisch in andere Genres verwiesen. Auch in der Geschichtsschreibung hat die Klimakrise manchmal zu groben Vereinfachungen geführt; Ghosh zeigt, dass die Geschichte der Kohlenstoffwirtschaft eine verworrene globale Geschichte mit vielen widersprüchlichen und kontraintuitiven Elementen ist.
Abschließend weist Ghosh darauf hin, dass die Politik, ähnlich wie die Literatur, eher zu einer Angelegenheit der persönlichen moralischen Abrechnung geworden ist als zu einer Arena kollektiven Handelns. Doch die Beschränkung von Literatur und Politik auf individuelle moralische Abenteuer ist mit hohen Kosten verbunden. Die Klimakrise fordert uns auf, uns andere Formen der menschlichen Existenz vorzustellen - eine Aufgabe, für die die Fiktion, so Ghosh, von allen kulturellen Formen am besten geeignet ist. Sein Buch ist die Aufforderung eines großen Schriftstellers, sich der dringendsten Aufgabe unserer Zeit zu stellen.