
The Radio Family
Ingeborg Bachmann (1926-1973) gilt als eine der wichtigsten Romanciers, Lyrikerinnen und Dramatikerinnen der deutschen Nachkriegsliteratur. Beeinflusst von Hans Weigel und dem legendären Literaturzirkel Gruppe 47 erlangte Bachmann mit ihren Gedichten, Kurzgeschichten und Romanen internationale Bekanntheit und wurde für ihr Werk mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Leider fand ihr Leben im Oktober 1973 ein jähes Ende, als eine brennende Zigarette ihre Wohnung in Brand setzte und Bachmann schwere Verbrennungen erlitt, die schließlich zum Tod führten. Die Autorin war erst siebenundvierzig Jahre alt, und ihr tragischer Tod ließ das, was eine lange und glänzende Schriftstellerkarriere hätte werden können, bedauerlicherweise im Keim ersticken. Fast zwanzig Jahre nach ihrem Tod wurden bei einem Nachlassverkauf in Wien fünfzehn Folgen des beliebten Wiener Hörspiels Die Radiofamilie entdeckt.
Bemerkenswerterweise wurden sie von Ingeborg Bachmann selbst geschrieben, die kurz nach ihrem Universitätsabschluss als Autorin an der Sendung mitgewirkt hatte. Die Radio-Familie war eine beliebte Radio-Seifenoper, die in den 1950er Jahren im amerikanischen Sektor des besetzten Wiens ausgestrahlt wurde.
Im Mittelpunkt der Sendung stand eine Wiener Familie aus der Mittelschicht und ihr Alltagsleben. Die Themen reichten von Geburtstagsfeiern und Urlaubsplänen bis hin zu Geschäftemacherei und Währungsbetrug im Handel und der Verstrickung der Österreicher in die NS-Vergangenheit.
Alle fünfzehn Skripte wurden nun zusammengestellt und meisterhaft übersetzt. Sie stellen ein frühes und bedeutendes Werk Bachmanns dar und bieten gleichzeitig einen seltenen Einblick in die Alltagsgeschichte Wiens.